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Neudenken:
Gottesnamen
1 Von Nanna hat niemand gesungen / von Dir hat man gesungen:
Dies ist Dein Name! dies ist er! / Du bist es! dies ist das Deine!
Daß Du hoch bist wie der Himmel / dies ist Dein Name
[...]
Enheduanna
2 Der reine und Todzerstöhrende Hom antwortete: Poroschasp ist der vierte Sterbliche, der u. f. er, der an diesem Orte Poroschasps, den berühmten Sohn gezeugt hat, wie dich, o reiner Zoroaster; dich - den Verkünder der Antworten Ormuzd's in Iran-vedj, wovor die Dews fliehen. Du, o Zoroaster, hast als erster den Honover [a] gesprochen, welcher die Dews, die von Norden aus überall herum streifen,[b] und zuvor mit grausamer Gewalt wirken, wegschafft. [...]
aus «Zend=Avesta 1»; S.93f
3 Macht euch keine Gottnichtse,
Schnitzgebild, Standmal errichtet euch nicht,
einen Schaustein setzt nicht in eurem Land, euch daran hinzuwerfen,
den ICH bin euer Gott.[c]
«Lev.26,1»
4 Im Urbeginne war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und ein göttliches Wesen war das Wort.
Dieses war im Urbeginne bei Gott.
Durch es sind alle Dinge geworden,
und nichts von allem Entstandenen ist anders als durch das Wort geworden.
«Jh,1-3»
5 Auch daß er sagt „meinem Gott”,[d] darf man nicht als bedeutungslos hinnehmen. Diese Bezeichnung steht nämlich nur den Heiligen zu, deren Gott er genannt wird, wie der Gott Abrahams, Isaaks oder Jakobs (vgl. Ex 3, 6). Seinen Herrn und Gott kann ihn der nicht nennen, dessen Gott der Bauch ist (vgl. Phil 3, 19) oder für den die Habgier Gott ist oder die Ehre und der Glanz der Welt, vielleicht auch die Macht über vergängliche Dinge. Denn was auch immer jemand mehr als alles andere verehrt, das ist für ihn Gott.[e]
Origenes/Rufinus
aus «Römerbrief-Kommentar»; S.113
6 Die zahlreichen, oft in sich widersprüchlichen Attribute, die Gott im Koran beigelegt werden, bilden die Kette der Neunundneunzig Schönsten Namen, jener Namen, die in späteren mystischen Theorien eine so wichtige Rolle spielen sollten, das Gebetsleben bestimmten, manchmal auch in der Magie verwendet wurden. Die Hoffnung, den »Größten Namen Gottes« zu entdecken, hat manch einen Sufi inspiriert, der davon träumte, höchste Seligkeit in dieser und jener Welt vermittels dieses heiligen Namens zu erreichen.[f] Durch die Worte des Korans erscheint Gott als der eine wirklich Handelnde, der die menschlichen Werke erschafft und vorausbestimmt. Er ist die absolute Person, wie die Sufis es definieren: »Er allein hat das Recht, ›Ich‹ zu sagen«[g]; und »Wirklichkeit« (al-ḥaqq) war das Wort, das von den meisten späteren Mystikern angewendet wird, um Gott zu beschreiben.
Annemarie Schimmel
aus «Mystische Dimensionen des Islam»; S.49
7 Das Neue und Einzigartige seiner Prophetie betont Abulafia [h] sehr stark. «Wisse, daß die meisten Visionen, die Rasiel geschaut hat, auf dem Namen Gottes und dessen Gnosis aufgebaut sind sowie auf dessen neuer Offenbarung, die jetzt in seinen Tagen auf Erden erfolgt ist, dergleichen von Adam bis auf ihn nicht war!»[i] Die Propheten, die aus der Kenntnis des wahren Namens schöpfen, sind für ihn zugleich die wahren Liebenden. [...]
Gershom Scholem
aus «Die jüdische Mytik»; S.150f
8a Von solchen Dingen ausgehend ist es nun sehr interessant, an einer Stelle in einem der neuesten Bücher auf dem Gebiete der Psychoanalyse, «Die Psychologie der unbewußten Prozesse» von Carl Gustav Jung,[k] zu sehen, wie ein Forscher sich diese Dinge zurechtlegt. Jung sagt: «Der Gottesbegriff ist nämlich eine schlechthin notwendige psychologische Funktion irrationaler Natur» - eine sehr verdienstvolle Anerkennung, denn es ist damit einmal anerkannt, daß der Mensch in seinem Unterbewußten so beschaffen ist, daß er in diesem Unterbewußten Beziehungen zu einer göttlichen Welt herstellt! - Dann fährt er fort: «Der Gottesbegriff ist nämlich eine schlechthin notwendige psychologische Funktion irrationaler Natur, die mit der Frage nach der Existenz Gottes überhaupt nichts zu tun hat. Denn diese letztere Frage gehört zu den dümmsten Fragen, die man stellen kann.»
8b Dabei kommt nicht in Betracht, wie sich der Forscher selbst zu dem Gottesbegriff stellt. Er kann ein sehr frommer Forscher sein. Hier kommt nur in Betracht, wie sich auf diesem Gebiete das unterbewußte Vorstellungsleben, wenn man so sagen darf, dieses Forschers selbst auslebt! Durch die unzulänglichen Erkenntnismittel wird eigentlich nichts Geringeres als dieses erzielt, daß man sich sagt: Die menschliche Seele muß in ihrer Welt unter der Schwelle des Bewußtseins Beziehungen zu den Göttern herstellen; aber diese Beziehungen muß sie so gestalten, daß sie mit der Existenz Gottes nichts zu tun haben! Also: die Seele muß notwendigerweise auch zufrieden sein mit einer bloß illusionären Beziehung, die ihr aber im eminentesten Sinne notwendig ist, ohne die sie krank wird![l] Von einer ungeheuren Tragweite ist, was hier steht, von einer gar nicht zu unterschätzenden Tragweite! Ich habe damit nur angedeutet, wie auf einem sehr breiten Gebiete mit unzulänglichen Erkenntnismitteln gearbeitet wird.
Rudolf Steiner
Zürich, 14.Nov.1917 ☿ (aus «GA 73»; S.191f)
9 Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
[...]
Rainer Maria Rilke
aus „Ich lebe mein Leben
Unsere Anmerkungen
a] Jener reine Wille (allgemeiner Name des Ormuzdworts; vgl. Du willst) war vor allem Geschaffenen. Durch ihn schuf Ormuzd alle Wesen und mit ihm überwand er Ahriman. Honover verleiht den Weltdingen Bestand; aus dem Menschen heraus überwindet er das Zerstörerische.
b] vgl. «Buch Bahir»; § 109
c] vgl. Exo.3,6 u. 3,14
d] τῶ ϑεῶ μου bzw. Deo meo (Paulus in Röm.1,8)
e] vgl. «E+E IIII»: Abs.231} u. «EL I»: Abs.911}
f] eine typische Luziferisierung, wie sie in allerhand Mystiken immer wieder einreisst (vgl.Qor.7,180)
g] NWYIA, Paul: «Exégèse coranique et langage mystique», Beirut 1970; S.249
h] Abraham Abulafia, ein sephardischer Mystiker im Spanien des XIII.Jahrhunderts
i] in seinem «Sefer 'eduth», Manuskript München 285; Bl.37b
k] Jung war zu jener Zeit schon Psychiater in Zürich und hatte dort sein Buch veröffentlicht..
l] vgl. R.Steiner zum Leugnen des Göttlichen
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn202402.htm