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Zitatensammlung
Teil 2a: Apokryphen
THOMAS Lógion 13-24
Das sind die geheimen Worte, die der lebendige Jesus sagte und die Didymos Judas Thomas aufschrieb.
13
Jesus sagte zu seinen Jüngern [mathetés]:
Vergleicht mich (und) sagt mir, wem ich gleiche.
Es sagte zu ihm Simon Petrus: Du gleichst einem gerechten [díkaios ~ ZeDeQ] Engel [ángelos].
Es sagte zu ihm Matthäus: Du gleichst einem weisen [philósophos], klugen Menschen [ánthropos].
Thomas sagte zu ihm: Meister [didáskale], mein Mund wird es ganz und gar nicht über sich bringen, daß ich sage, wem du gleichst.
Jesus sagte:
Ich bin nicht dein Meister, da du getrunken hast (und) trunken geworden bist von der sprudelnden Quelle [pegé], die ich ausgemessen habe.
Und er nahm ihn, zog sich zurück [anachoreîn] (und) sagte ihm drei Worte.
Als Thomas aber zu seinen Gefährten kam, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt?
Es sagte zu ihnen Thomas: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen (und) nach mir werfen, und Feuer wird aus den Steinen kommen (und) euch verbrennen.
14
Es sagte Jesus zu ihnen:
Wenn ihr fastet [nesteúein], werdet ihr euch eine Sünde schaffen; und wenn ihr betet [eúchomai], werdet ihr verurteilt werden [katakrínein]; und wenn ihr Almosen [eleemosýne] gebt, werdet ihr euren Geistern [pneûmata] etwas Schlechtes [kakón] tun; und wenn ihr in irgendein Land geht und in den Gebieten [chóra] wandelt, wenn man euch aufnimmt [paradéchesthai], eßt, was man euch vorsetzt, heilt [therapeúein] die Kranken unter ihnen.
Denn was hinein geht in euren Mund, wird euch nicht verunreinigen. Aber was aus eurem Mund heraus kommt, das ist es, was euch verunreinigen wird.
15
Jesus sagte:
Wenn ihr den seht, der nicht geboren worden ist vom Weibe [gýne], werft euch auf euer Antlitz (und) verehrt ihn.
Jener ist euer Vater [patér].
16
Jesus sagte:
Die Menschen [anthrópoi] denken wohl, daß ich gekommen sei, um Frieden [eiréne] auf die Welt [kósmos] zu bringen, und sie wissen nicht, daß ich gekommen bin, um Zerwürfnisse auf die Erde zu bringen, Feuer [pýr], Schwert [rhomphaía], Krieg [pólemos].
Denn es werden fünf sein in einem Hause. Drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn [hyós] und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden allein [monachós] dastehen.
17
Jesus sagte:
Ich werde euch geben, was keine Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was keine Hand berührt hat und (was) nicht in den menschlichen Sinn gekommen ist.
18
Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende [eschatiá] sein wird.
Jesus sagte:
Habt ihr denn schon den Anfang [arché] entdeckt, daß ihr nach dem Ende fragt? Denn dort, wo der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein.
Selig [makários] ist, wer am Anfang stehen wird, und er wird das Ende erkennen und den Tod nicht kosten.
19
Jesus sagte:
Selig ist, wer war, bevor er wurde.
Wenn ihr mir zu Jüngern werdet (und) meine Worte [lógoi] hört, werden diese Steine [líthoi] euch dienen [diakoneîn]. Denn ihr habt fünf Bäume [déndra] im Paradiese [parádeisos], die sich Sommer (und) Winter nicht rühren und deren Blätter nicht abfallen. Wer sie kennt, wird den Tod nicht kosten.
20
Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wem das Reich der Himmel [basileîa tõn uranõn] gleicht.
Er sagte zu ihnen:
Es gleicht einem Senfkorn, das kleiner ist als alle Samen. Wenn es aber auf die Erde fällt, die man bearbeitet, läßt es einen großen Spross aufschießen (und) wird zum Schutz [skéte] für die Vögel [órnitheis] des Himmels.
21
Mariham sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger?
Er sagte:
Sie gleichen kleinen Kindern [tékna], die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das nicht ihnen gehört. Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Übergebt uns das Feld! Sie sind nackt vor ihnen, damit sie es ihnen übergeben und sie ihnen ihr Feld geben.
Deswegen sage ich: Wenn der Hausherr erfährt, daß er kommen wird, der Dieb, wird er wachen, bevor er kommt, (und) wird ihn nicht eindringen lassen in das Haus seines Reiches, damit er seine Sachen [skeûos] wegträgt.
Ihr aber, wacht vor der Welt, gürtet euch um eure Lenden mit großer Kraft [dýnamis], damit die Räuber [lestés] keinen Weg finden, zu euch zu kommen. Denn der Nutzen [chreía], den ihr erwartet, wird gefunden werden.
Möge unter euch ein verständiger [epistémon] Mensch erstehen.
Als die Frucht reif wurde, kam er schnell mit seiner Sichel in seiner Hand (und) mähte sie ab.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören.
22
Jesus sah kleine Kinder, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern:
Diese Kleinen, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Reich eingehen.
Sie sagten zu ihm: Werden wir, indem wir klein sind, ins Reich eingehen?
Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr die zwei (zu) eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit das Männliche nicht männlich (und) das Weibliche (nicht) weiblich ist, wenn ihr Augen anstelle eines Auges macht und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, ein Bild [eikón] anstelle eines Bildes, dann werdet ihr (ins Reich) eingehen.
23
Jesus sagte:
Ich werde euch auswählen, einen aus tausend und zwei aus zehntausend; und sie werden als ein einziger dastehen.
24
Es sagten seine Jünger: Belehre uns über den Ort [tópos], an dem du bist, da es für uns notwendig [anángke] ist, daß wir danach forschen.
Er sagte zu ihnen:
Wer Ohren hat, möge hören.
Es ist Licht [phõs] drinnen in einem Lichtmenschen, und er leuchtet der ganzen Welt. Wenn er nicht leuchtet, ist Finsternis.
aus «Evangelium nach Thomas»; S.9ff
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit001030009.htm