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Zitatensammlung
Teil 2a: Apokryphen
THOMAS Lógion 1-24
Das sind die geheimen Worte, die der lebendige Jesus sagte und die Didymos Judas Thomas aufschrieb.
1
Und er sagte:
Wer die Erklärung [hermeneía] dieser Worte findet, wird den Tod nicht kosten.
2
Jesus sagte:
Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet;
und wenn er findet, wird er erschüttert sein;
und wenn er erschütttert worden ist, wird er sich wundern und wird über das All herrschen.
3
Jesus sagte:
Wenn die, die euch (ver)führen, zu euch sagen: Siehe, das Reich ist im Himmel [úranoi], so werden euch die Vögel [órnitheis] des Himmels zuvorkommen.
Wenn sie zu euch sagen: Es ist im Meere [thálassa], so werden die Fische [ichtýes] euch zuvorkommen.
Aber das Reich ist in euch und es ist außer euch.
Wenn ihr euch erkennt, dann werdet ihr erkannt werden und ihr werdet erkennen, daß ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid.
Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so seid ihr in Armut und ihr seid die Armut.
4
Jesus sagte:
Nicht wird zögern der hochbetagte Mann, zu fragen ein kleines Kind von sieben Tagen nach dem Ort [tópos] des Lebens [zoé] und er wird leben.
Denn viele Erste werden Letzte werden und sie werden ein einziger werden.
5
Jesus sagte:
Erkenne (/den), was (/der) vor deinem Angesicht ist, und was dir verborgen ist, wird sich dir offenbaren.
Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar würde.
6
Seine Jünger [mathetaí] fragten ihn, sie sagten zu ihm: (/Wie) Willst du, daß wir fasten [nesteúein], und wie sollen wir beten [eúchomai] (und) Almosen [eleemosýne] geben, und welche Speisevorschriften sollen wir beobachten [paratereîn]?
Jesus sagte:
Lügt nicht und tut nicht, was ihr haßt, denn alles ist offenbar vor dem Himmel (/der Wahrheit).
Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht zutage käme, und es gibt nichts Verdecktes, das ohne Aufdeckung bliebe.
7
Jesus sagte:
Selig [makários] ist der Löwe [léon], den der Mensch [ánthropos] ißt und der Löwe wird Mensch;
und abscheulich ist der Mensch, den der Löwe frißt und der Mensch wird Löwe.
8
Und er sagte:
Der Mensch gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf (und) es voll kleiner Fische aus dem Meere zog.
Unter ihnen fand er einen großen, guten Fisch, der weise Fischer.
Er warf alle kleinen Fische weg hinunter ins Meer.
Er wählte den großen Fisch ohne Bedenken.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören.
9
Jesus sagte:
Siehe, der Sämann kam heraus, er füllte seine Hand (und) warf (aus).
Einige (Samenkörner) fielen auf den Weg [hodós]. Es kamen die Vögel (und) pickten sie auf.
Andere fielen auf den Felsen [pétra] und sandten keine Wurzeln hinunter in die Erde und trieben keine Ähren gen Himmel.
Und andere fielen auf die Dornen. Sie erstickten den Samen und der Wurm fraß sie.
Und andere fielen auf die gute Erde, und sie brachte gute Frucht [karpós] hervor. Sie trug 60 je Maß und 120 je Maß.
10
Jesus sagte:
Ich habe Feuer [pýr] auf die Welt [kósmos] geworfen, und siehe, ich bewahre es, bis sie brennt.
11
Jesus sagte:
Dieser Himmel wird vergehen [parágein] und der über ihm wird vergehen.
Und die Toten leben nicht, und die Lebenden werden nicht sterben.
In den Tagen, (da) ihr Totes aßet, machtet ihr es lebendig.
Wenn ihr im Lichte [phõs] seid, was werdet ihr tun?
An dem Tage, da ihr eins wart, seid ihr zwei geworden. Wenn ihr aber zwei geworden seid, was werdet ihr tun?
12
Die Jünger sagten zu Jesus: Wir wissen, daß du von uns gehen wirst. Wer ist es, der über uns groß sein soll?
Jesus sagte zu ihnen:
Wohin ihr gekommen seid, ihr werdet zu Jakobus, dem Gerechten [díkaios ~ ZaDIQ], gehen, dessetwegen der Himmel und die Erde entstanden sind.
13
Jesus sagte zu seinen Jüngern:
Vergleicht mich (und) sagt mir, wem ich gleiche.
Es sagte zu ihm Simon Petrus: Du gleichst einem gerechten [díkaios ~ ZeDeQ] Engel [ángelos].
Es sagte zu ihm Matthäus: Du gleichst einem weisen [philósophos], klugen Menschen.
Thomas sagte zu ihm: Meister [didáskale], mein Mund wird es ganz und gar nicht über sich bringen, daß ich sage, wem du gleichst.
Jesus sagte:
Ich bin nicht dein Meister, da du getrunken hast (und) trunken geworden bist von der sprudelnden Quelle [pegé], die ich ausgemessen habe.
Und er nahm ihn, zog sich zurück [anachoreîn] (und) sagte ihm drei Worte.
Als Thomas aber zu seinen Gefährten kam, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt?
Es sagte zu ihnen Thomas: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen (und) nach mir werfen, und Feuer wird aus den Steinen kommen (und) euch verbrennen.
14
Es sagte Jesus zu ihnen:
Wenn ihr fastet, werdet ihr euch eine Sünde schaffen; und wenn ihr betet, werdet ihr verurteilt werden [katakrínein]; und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr euren Geistern [pneûmata] etwas Schlechtes [kakón] tun; und wenn ihr in irgendein Land geht und in den Gebieten [chóra] wandelt, wenn man euch aufnimmt [paradéchesthai], eßt, was man euch vorsetzt, heilt [therapeúein] die Kranken unter ihnen.
Denn was hinein geht in euren Mund, wird euch nicht verunreinigen. Aber was aus eurem Mund heraus kommt, das ist es, was euch verunreinigen wird.
15
Jesus sagte:
Wenn ihr den seht, der nicht geboren worden ist vom Weibe [gýne], werft euch auf euer Antlitz (und) verehrt ihn.
Jener ist euer Vater [patér].
16
Jesus sagte:
Die Menschen [anthrópoi] denken wohl, daß ich gekommen sei, um Frieden [eiréne] auf die Welt zu bringen, und sie wissen nicht, daß ich gekommen bin, um Zerwürfnisse auf die Erde zu bringen, Feuer, Schwert [rhomphaía], Krieg [pólemos].
Denn es werden fünf sein in einem Hause. Drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn [hyós] und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden allein [monachós] dastehen.
17
Jesus sagte:
Ich werde euch geben, was keine Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was keine Hand berührt hat und (was) nicht in den menschlichen Sinn gekommen ist.
18
Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende [eschatiá] sein wird.
Jesus sagte:
Habt ihr denn schon den Anfang [arché] entdeckt, daß ihr nach dem Ende fragt? Denn dort, wo der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein.
Selig ist, wer am Anfang stehen wird, und er wird das Ende erkennen und den Tod nicht kosten.
19
Jesus sagte:
Selig ist, wer war, bevor er wurde.
Wenn ihr mir zu Jüngern werdet (und) meine Worte [lógoi] hört, werden diese Steine [líthoi] euch dienen [diakoneîn]. Denn ihr habt fünf Bäume [déndra] im Paradiese [parádeisos], die sich Sommer (und) Winter nicht rühren und deren Blätter nicht abfallen. Wer sie kennt, wird den Tod nicht kosten.
20
Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wem das Reich der Himmel [basileîa tõn uranõn] gleicht.
Er sagte zu ihnen:
Es gleicht einem Senfkorn, das kleiner ist als alle Samen. Wenn es aber auf die Erde fällt, die man bearbeitet, läßt es einen großen Spross aufschießen (und) wird zum Schutz [skéte] für die Vögel des Himmels.
21
Mariham sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger?
Er sagte:
Sie gleichen kleinen Kindern [tékna], die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das nicht ihnen gehört. Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Übergebt uns das Feld! Sie sind nackt vor ihnen, damit sie es ihnen übergeben und sie ihnen ihr Feld geben.
Deswegen sage ich: Wenn der Hausherr erfährt, daß er kommen wird, der Dieb, wird er wachen, bevor er kommt, (und) wird ihn nicht eindringen lassen in das Haus seines Reiches, damit er seine Sachen [skeûos] wegträgt.
Ihr aber, wacht vor der Welt, gürtet euch um eure Lenden mit großer Kraft [dýnamis], damit die Räuber [lestés] keinen Weg finden, zu euch zu kommen. Denn der Nutzen [chreía], den ihr erwartet, wird gefunden werden.
Möge unter euch ein verständiger [epistémon] Mensch erstehen.
Als die Frucht reif wurde, kam er schnell mit seiner Sichel in seiner Hand (und) mähte sie ab.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören.
22
Jesus sah kleine Kinder, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern:
Diese Kleinen, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Reich eingehen.
Sie sagten zu ihm: Werden wir, indem wir klein sind, ins Reich eingehen?
Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr die zwei (zu) eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit das Männliche nicht männlich (und) das Weibliche (nicht) weiblich ist, wenn ihr Augen anstelle eines Auges macht und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, ein Bild [eikón] anstelle eines Bildes, dann werdet ihr (ins Reich) eingehen.
23
Jesus sagte:
Ich werde euch auswählen, einen aus tausend und zwei aus zehntausend; und sie werden als ein einziger dastehen.
24
Es sagten seine Jünger: Belehre uns über den Ort, an dem du bist, da es für uns notwendig [anángke] ist, daß wir danach forschen.
Er sagte zu ihnen:
Wer Ohren hat, möge hören.
Es ist Licht drinnen in einem Lichtmenschen, und er leuchtet der ganzen Welt. Wenn er nicht leuchtet, ist Finsternis.
aus «Evangelium nach Thomas»; S.3ff
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit001030003.htm