zum IMPRESSUM
Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Emil BOCK zur
SCHAU des HESEKIEL
1 Das Erwachen des Priesters Hesekiel [יחזקאל] zum prophetischen Schauen gleicht dem Sich-auftun eines Vorhangs. An den Wasserströmen Babylons [ab 597v] flammen die großen cherubinischen Visionen vor ihm auf. Er liest darin wie in einem aufgeschlagenen Buche.
2 An den babylonischen Tempeln hatte Hesekiel überall die monumentalen, sphinxartigen Gestalten gesehen, die ganz oder teilweise das Geheimnis der Weltenvierheit durch das Symbol des Viergetiers: Löwe°, Adler°, Stier° und Mensch° zur Darstellung brachten. Als Angehöriger des hohepriesterlichen Geschlechtes [aus dem Stamm des Zadok°, Hohepriesters zur Davidzeit] kannte er die im Bilde des Viergetiers dargestellen Cherubim-Wesenheiten, Glieder der höchsten Engelhierarchien, die den Himmel wie an den vier Ecken eines gewaltigen übersinnlichen Raumes tragen: im Allerheiligsten° des salomonischen Tempels° waren sie in irdisch-sichtbarer Gestalt abgebildet, den unsichtbaren Thron° der Gottheit über der Bundeslade° tragend. Und gerade weil er das Bild der Cherubim und des Viergetiers als das einzige, geheime und verschwiegene Abbild der unsichtbaren Wesensreiche kannte, so wie es in Jerusalem der Vorhang° vor den Augen aller Menschen verhüllte, müssen die babylonischen Plastiken und Reliefs in Hesekiel stets aufs neue die Empfindung der Profanation, des Mysterienverrats ausgelöst haben. An diesem Punkte kam ihm die Unvereinbarkeit der babylonischen Tempelwelt mit dem Geiste des Jerusalem-Tempels ganz kraß zum Bewußtsein.
3 Dann kam der Augenblick, da sich sein inneres Auge° auftat. Und was sah er? Die geistige Wirklichkeit, von der das assyrisch-babylonische Leben grandios veräußerlichte Bilder schuf, während sie im Geheimnisraum hinter dem Vorhang des Allerheiligsten keusch und verschwiegen symbolisiert war, trat selber in ihrem überwältigenden Feuerglanz vor ihn hin. Die cherubinische Sphäre flammte ihm entgegen, in welcher die Bilder der vier Tiere sich durchdringen und alles in gewaltigem Regen und Bewegen ist, als wäre es ein Flügelrauschen und ein Lodern von Feuer° und Blitz°. Eine Vielfalt von feurigen Rädern, die sich in der Schau selber als Wirbel° ([Eze.] 10, 13) bezeichnen, flammt auf, sich im sprühenden Drehen und Schwingen gegenseitig durchdringend. Organe des Schauens sind diese Räder. Hesekiel nimmt, als er zum Schauen erwacht, zugleich die Seelenorgane [Chakren] des eigenen übersinnlichen Wesens wahr, mit denen er schaut. Sie drehen sich wie Lichtwirbel. Und indem er sich ihrer bewußt wird, spiegeln sich höhere, größere Feuer- und Lichtwirbel darin. Die Augen der Cherubim begegnen sich mit den Geistaugen des schauenden Menschen. Die Cherubim sind Wesen, die ganz und gar aus dem Feuerlicht des Geistschauens bestehen, »über und über mit Augen bedeckt« (Offb. Joh. 4, 6). Hesekiel nimmt ein tiefstes Weltgeheimnis wahr, indem er erkennt, daß die Gestalten der Cherubim den Thron des höchsten göttlichen Wesens tragen. Das Ewig-Ruhende wird getragen von der Sphäre, die keinen Stillstand und keine Ruhe kennt, wo alle Bewegung und Regsamkeit des Weltalls urständet bis hin zu dem Schwingen der Sonnen und Gestirne, die selber nichts als kosmische Sichtbarwerdungen der cherubinischen Feuerräder sind. Nur wer durch das Feuer des Werdens und des verzehrenden wahren Lebens hindurchdringt, kann und darf die Ruhewelt des göttlichen Thrones ahnen.
4 So wohnt auch hinter dem irdischen Unglück und Untergang, die da entstehen, wohin Funken von den Rädern des göttlichen Lebens fallen, der verborgen ruhende und nie wankende Sinn, der Wille des Thronenden. Hesekiel sieht in der großen cherubinischen Vision, wie glühende Kohlen° aus der Sphäre des Werdens auf Jerusalem ausgestreut werden (10. Kap.), und er begreift das Throngeheimnis auch hinter den Prüfungen seines Volkes. [...]
aus «Könige und Propheten»; S.295f
° zu den entsprechenden hebräischen Begriffen siehe Deutsch-Hebräisch
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit002580295.htm