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Gedichtsammlung
Achill im Totenreich
467 Siehe, da kam die Seele des Peleïden Achilleus
468 Und die Seele Patroklos', des tapfern Antiloches Seele,
469 Und des gewaltigen Aias, des Ersten an Wuchs und Bildung
470 In dem achaiischen Heer, nach dem tadellosen Achilleus.
471 Mich erkannte die Seele des schnellen aiakischen Helden,
472 Und sie begann wehklagend und sprach die geflügelten Worte:
473 „Edler Laërtiad', erfindungsreicher Odysseus,
474 Welch noch größere Tat, Unglücklicher, wagest du jetzo?
475 Welche Kühnheit, herab in die Tiefe zu steigen, wo Tote
476 Nichtig und sinnlos wohnen, die Schatten gestorbener Menschen!”
477 Also sprach er, und ich antwortete wieder und sagte:
478 „Peleus' Sohn, o Achilleus, du trefflichster aller Achaier,
479 Wegen Teiresias mußt ich herab, wenn etwa der Seher
480 Mir weissagte, wie ich zur felsichten Ithaka käme.
481 Denn noch hab ich Achaia, noch hab ich unsere Heimat
482 Nicht berührt; ich leide noch stets! Doch keiner, Achilleus,
483 Glich an Seligkeit dir, und keiner wird jemals dir gleichen.
484 Vormals im Leben ehrten wir dich wie einen der Götter,
485 Wir Achaier, und nun, da du hier bist, herrschest du mächtig
486 Unter den Geistern; drum laß dich den Tod nicht reuen, Achilleus!”
487 Also sprach ich, und drauf antwortete jener und sagte:
488 „Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus.
489 Lieber möcht ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
490 Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baun,
491 Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.
Hómeros
aus «Odyssee», XI.Gesang; S.153
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWged00185.htm