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Merkblatt 17a:
Über Sinne
und Lebensprozesse
Nihil est in intellectu quod non fuerit in sensu, nisi ipse intellectus.
[Nichts ist im Verstand, was nicht im Gesinn war, wo nicht der Verstand selber.]
G.W.Leibniz
Fragment 765
Begriff vom Sinn. Nach Kant bezieht sich reine Mathematik und reine Naturwissenschaft auf die Formen der äußern Sinnlichkeit. Welche Wissenschaft bezieht sich denn auf die Formen der innern Sinnlichkeit?
Gibt es noch außersinnliche Erkenntnis? Ist noch ein andrer Weg offen, aus sich selbst herauszugehn und zu andern Wesen zu gelangen oder von ihnen affiziert zu werden?
[...]
Die wirklichen Gegenstände fixieren nur die unendlichen Variationen der Raum- und Zeitgestaltungen durch die Einbildungskraft. Sie fixieren die Schemate durch Füllung mit widerstrebender, unabhängiger Masse - Synthesis von Ich und Nicht-Ich.
Novalis
aus «Gesammelte Werke - Zweiter Band»; S.334f
A Die zwölf Sinne
d>n verwandt dem
Vorstellen
¹³
(Denken)
ICHSINN¹
Äussere Sinne

(verbinden d. Menschen
mit der Aussenwelt -
erfahren wird
gespiegelt Geistiges)
d DENKSINN²
d SPRACHSINN³
d TONSINN⁴
         
d verwandt dem
Fühlen¹³
WÄRMESINN⁵ Äusser-innerliche Sinne
(verbinden d. Menschen
mit Aussen-u.Innenwelt -
erfahren wird
webend Seelisches)
d GESICHTSSINN⁶
n>d GESCHMACKSSINN⁷
n GERUCHSSINN⁸
         
n verwandt dem
Wollen
¹³
GLEICHGEWICHTSSINN⁹ Innere Sinne
(verbinden d. Menschen
mit seiner Innenwelt -
erfahren wird
lebendig Leibliches)
n BEWEGUNGSSINN¹°
n LEBENSSINN¹¹
n TASTSINN¹²
 
B Die sieben Lebensprozesse¹⁴
Saturn: ATMUNG
(Verbrauchen dank Aufrichtebewegung)
Jupiter: WÄRMUNG
(Verbrennen dank Denkbewegung)
Mars: ERNÄHRUNG
(Ablagern dank Sprechbewegung)
Sonne: ABSONDERUNG
(Individualisieren dank Blutbewegung)
Venus: ERHALTUNG
(Verhärten dank Atembewegung)
Merkur: WACHSTUM
(Reifen dank Drüsenbewegung)
Mond: FORTPFLANZUNG
(Generieren dank Reproduktionsbewegung)
strömen wechselwirkend durch die zwölf Sinne.
Anmerkungen
... Sonne im jeweiligen Tierkreisbild (vgl. »TzN März 2004«), d ... diurn (~ tags), n ... nocturn (~ nachts) - siehe «GA 169»; S.58ff (Der Abgleich Sonnenlauf/Bewusstsein stimmt insbesondere bei in oberer und in unterer Kulmination, also wenn beide im Meridian stehen.)

1 EGOIKUS (Organ: im Grosshirn) um den Ausdruck eines Du (ICh des Anderen) wahrzunehmen
2 KOGNITIVIKUS (auch GEDANKENSINN, Organ: im Grosshirn) um Gedankengänge des Anderen wahrzunehmen
3 LOGIKUS (auch WORTESINN, Organ: im Grosshirn) um Wortlaute des Anderen wahrzunehmen, kann kosmische Erinnerung wecken, in der Saturnnentwicklung angelegt (siehe «GA 96»; S.125ff)
4 AKUSTIKUS (auch GEHÖRSINN, Organ: Ohr) um Tonfolgen (Geräusche und Klänge) wahrzunehmen, bereits in der Saturnentwicklung vorgebildet (siehe «GA 96»; S.125ff) - metamorphosiert zur Inspiration
5 THERMIKUS (Organ: Wärmekörper in Haut und Schleimhäuten) um Wärmeflüsse wahrzunehmen, aus der Saturnentwicklung herrührend (siehe «GA 96»; S.125ff) - metamorphosiert zur Intuition
6 OPTIKUS (auch SEHSINN, Organ: Auge) um Lichtflüsse wahrzunehmen, aus der Sonnenentwicklung herrührend (siehe «GA 96»; S.125ff) - metamorphosiert zur Imagination
7 GUSTIKUS (Organ: Zunge und Gaumen bis in Magen, Darm und After, aber auch Leber) um Geschmackseinflüsse wahrzunehmen, aus der Mondenentwicklung herrührend (siehe «GA 96»; S.125ff)
8 OLFAKTORIKUS (Organ: Nase bis in die Alveolen -Lungenbläschen-) um Geruchseinflüsse wahrzunehmen, aus der Erdenentwicklung (Marsanteil) herrührend (siehe «GA 96»; S.125ff)
9 STATIKUS (Organ: Bogengänge im Innenohr) um das eigene Gleichgewichten wahrzunehmen, darin latente Mathematik (siehe «GA 322»; S.64f)
10 KINÄSTHETIKUS (auch TIEFENSINN, Organ: Muskelspindeln) um das unterschiedliche Eigenbewegen wahrzunehmen, darin latente Mathematik (siehe «GA 322»; S.64f)
11 BIOTIKUS (Organ: Nerven im Gewebe) um das Eigenleben wahrzunehmen, besonders bei Unbehaglichkeit wegen Fehlströmungen der Lebenskräfte (Fieber, Schmerzen usw.), darin latente Mathematik (siehe «GA 322»; S.64f)
12 HAPTIKUS (Organ: Tastkörper in der Haut) um dank Eindrücken die Grenzen der Leiblichkeit wahrzunehmen
Beachte: Jedes Wahrnehmen führt vom Körperlichen übers Lebendige ins Seelische.
13 vgl. Mbl-B.36i
14 Die ersten vier Lebensprozesse werden meist im STOFFWECHSEL (METABOLISMUS) zusammengefasst, die übrigen drei in der SEXUALITÄT (vgl. Mbl-B.30). Dank den sieben Lebensbewegungen greifen sie als „Handwerkskasten des Lebensleibes” ineinander. Zudem spiegeln einander Atmung und Fortpflanzung, Wärmung und Wachstum sowie Ernährung und Erhaltung.
Literatur
siehe auch Stichwort-Register
STEINER, R.: Vortrag vom 19.X.1906 in «GA 96», oben zit.
STEINER, R.: Vortrag vom 20.VI.1916 in «GA 169», oben zit.
STEINER, R.: Vortrag vom 12.VIII.1916 in «GA 170»
STEINER, R.: Vortrag vom 29.VIII.1919 in «GA 293»
STEINER, R.: Vortrag vom 08.VIII.1920 in «GA 199»
STEINER, R.: Vortrag vom 22.VII.1921 in «GA 206»
AEPPLI, W.: «Sinnesorganismus Sinnesverlust Sinnespflege»
KAHLE, W.: «Nervensystem und Sinnesorgane»
KAYSER, F.: «Von der Sinneswahrnehmung zur Kunst»
KÖNIG, K.: «Der Kreis der zwölf Sinne und die sieben Lebensprozesse»
KÖNIG, K.: «Sinnesentwicklung und Leiberfahrung»
MARTI, E.: «Die vier Äther»
LAUER, H.E.: «Die zwölf Sinne des Menschen»
R.F.SCHMDT: «Grundriß der Sinnesphysiologie»
https://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmbl17a.htm