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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zum
KUNSTSCHAFFEN
1 Der schaffende Künstler nun versucht, diese Absichten in der Natur zu erkennen, sie zusammenzufassen und im Bilde darzustellen. So versteht man, daß Goethe sagt, die Kunst sei Offenbarung geheimer Naturabsichten, daß der schaffende Künstler die Fortsetzung der Natur offenbare. Der Künstler nimmt die Natur in sich auf; er läßt sie wieder in sich erstehen und aus sich herausgehen. Es ist, als ob die Natur nicht fertig würde und in den Menschen die Möglichkeit hineingießen würde, ihr Werk zu Ende zu führen. Die Natur findet in ihm ihre Vollendung, ihre Krönung, sie jauchzt gewissermaßen auf in ihm und in seinem Werke.
2 Im menschlichen Herzen liegt so die Befähigung, zu Ende zu denken, und das, was die Absicht der Natur war, hinauszugießen. Goethe sieht in der Natur die große, schaffende Künstlerin, die nur ihre Absichten nicht voll erreichen kann, die uns gewissermaßen vor ein Rätsel stellt. Der Künstler jedoch löst diese Rätsel; er ist der große Rätsellöser, indem er die Absichten der Natur zu Ende denkt und aus sich heraussetzt in seinen Werken.
Berlin, 12.Nov.1906 ☽ (aus «GA 283»; S.21)
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit128300021.htm