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Zitatensammlung
Teil 1
Zitat von Rudolf STEINER zum
VORGEBURTLICH SOZIALEN
Der Mensch ist, das haben wir ja gerade auseinandergesetzt, in alten Zeiten gewissermaßen unbelehrt von den Göttern in das physische Dasein eingetreten, mußte durch die Mysterien belehrt werden. Heute tritt er belehrt ein, und es muß nur das, was in seiner Seele ist, ihm zum Bewußtsein gebracht werden. In alten Zeiten war in bezug auf das soziale, das wirtschaftliche Zusammenleben eben einfach die Menschheit so eingerichtet, daß der Mensch in den sozialen Zusammenhang, in die Gruppe hineingeboren worden ist. Er war in die Gruppe hineingeboren nach den Kräften, die in ihm gewirkt haben vor der Geburt. Es war nicht allein das Prinzip der physischen Vererbung, das zum Beispiel den ältesten Formen der Menschenungleichheit, den Kasteneinteilungen zugrunde gelegen hat. In den ältesten Kasteneinteilungen war es durchaus so, daß die Leiter der sozialen Ordnung sich gerichtet haben nach der Art und Weise, wie der Mensch vor seiner Geburt oder vor seiner Empfängnis vorbestimmt wurde für eine bestimmte Gruppe unter den Menschen. Der Mensch war wirklich in den Zeiten, in denen noch weniger Erdeninkarnationen in seinem vorhergehenden Dasein lagen, durch diese wenigen Inkarnationen in einer ganz bestimmten Weise in Gruppen hineingeboren, und innerhalb dieser Gruppen nur konnte er sich sozial entfalten. Wer im alten Indien einer bestimmten Kaste angehörte, würde, wenn er in einer anderen Kaste hätte leben sollen, wegen seiner früheren Inkarnation und dessentwegen, was er vor seiner Geburt in der geistigen Welt durchgemacht hatte, zugrunde gegangen sein. Diesen Kasten lag eben nicht nur Blutsvererbung zugrunde, sondern etwas, was auch geistige Prädetermination war. Darüber ist der Mensch hinausgewachsen. Zwischen unserer Zeit und jener Zeit liegt nun wiederum auch in dieser Beziehung ein Wendepunkt. Die Menschen tragen heute eigentlich nur noch als Scheingebilde die Merkmale der Gruppenhaftigkeit an sich. Die Menschen werden in Nationen hineingeboren, sie werden auch noch in eine gewisse Klassenschichtung hineingeboren; aber in dem Maße, in dem sie dann heranwachsen in einem bestimmten Zeitalter, zeigt es sich schon verhältnismäßig früh in der Kindheit, daß eine solche Determination vom vorgeburtlichen Dasein nicht mehr vorhanden ist. Belehrt werden die Menschen heute von den Göttern im vorgeburtlichen Dasein. Der Stempel einer bestimmten Gruppe wird ihnen nicht mehr aufgedrückt. Das ist etwas, was als ein letzter Rest noch in der physischen Vererbung zurückbleibt. Heute einer Nationalität anzugehören mit seinem Bewußtsein, ist gewissermaßen ein Stück Erbsünde, ist etwas, was nicht mehr in das Seelische des Menschen hineinspielen sollte.
Dornach, 22.Jän.1921 ♄
aus «GA 203»; S.104f