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Zitatensammlung
Teil 1
Zitate zu
EMPEDOKLES
1a Es lebt sozusagen in der ganzen Atmosphäre Siziliens diese Persönlichkeit fort, die vielfach als eine rätselhafte erscheint. Es ist die des Empedokles [Ἐμπεδοκλῆς]. Dieser alte griechische Philosoph hat im 5. Jahrhundert vor Christus auf Sizilien gelebt. Er war, wie auch der äußere Historiker weiß, ein in die verschiedensten Dinge tief Eingeweihter und hat gerade in Sizilien großartige Leistungen vollbracht.
1b Wenn man nun zunächst geistig den Blick auf ihn richtet, so stellt sich diese Persönlichkeit merkwürdig dar. Indem man auf die Entwickelung des Empedokles zurückblickt, ihn verfolgt in dem, was er als Staatsmann, als Architekt, als Philosoph getrieben hat, wie er umhergezogen ist, wie er seine begeisterten Schüler hat, wie er sie in die verschiedenen Geheimnisse der Welt eingeweiht hat, wenn man ihn geistig so verfolgt, nicht an der Hand der äußeren Geschichte, dann entdeckt man, daß das eine Persönlichkeit war, die unendlich viel von dem wußte, was erst die heutigen Menschen an wissenschaftlichem Wissen haben. Einen ganz modern gearteten Geist hatte diese Persönlichkeit, eine moderne Aura. Empedokles war in der Tat so weit, daß er nach dem Ursprung der Welt gefragt hat. Und er wäre wirklich auch so weit gewesen, daß er nach dem, wie alles geworden war, den Christus auf dem Wege der Rückschau hätte finden müssen. Der war aber noch nicht da gewesen, den konnte man dazumal noch nicht auf der Erde finden, er fehlte noch auf der Erde. Unter diesen Erlebnissen wurde Empedokles schwankend, und gerade das bildete ein eigentümliches Verlangen in ihm aus, und dieses Verlangen verwandelte sich in ihm - in ganz anderer Art als bei den Triviallingen der heutigen Zeit - in eine Leidenschaft, die Welt materialistisch anzusehen. Luzifer trat an ihn heran. Man muß sich nur lebendig vorstellen, wie das geschah. Er war ein moderner Geist, dabei in die verschiedensten Geheimnisse eingeweiht, hellsichtig in hohem Grade. Durch sein modernes Denken war er geneigt, die Welt materialistisch anzuschauen, und es gibt auch so ein materialistisches System von ihm, in dem er die Welt ungefähr darstellt wie der heutige materialistische Chemiker durch zusammenmischen und entmischen der Elemente. Nur unterscheidet er bloß die vier Elemente. Je nachdem sie sich mischen, dachte er, bilden sich die verschiedensten Wesenheiten. Diese Anschauung erzeugte in ihm eine mächtige Leidenschaft, dahinterzukommen, was denn hinter diesen materiellen Elementen, was in der Luft, was in dem Wasser steckt.
1c Wenn man heute durch die Akasha-Chronik zurückblickt und in Luft und Wasser und Feuer und Erde schaut, so findet man ätherisch den Christus [a] darin. Empedokles konnte ihn nicht finden. Für ihn entstand ein ungeheurer Drang, in Luft und Wasser und Feuer und Erde etwas zu finden, dahinterzukommen, was darinnen ist. Und man sieht diese Persönlichkeit, wie sie von diesem mächtigen Drange ergriffen wird, doch hineinzudringen in das, was die materiellen Elemente sind. Und das führt ihn endlich dazu, tatsächlich eine Art Opfer zu bringen. Denn es ist keine bloße Sage: er hat sich in den Ätna gestürzt, um sich mit den Elementen zu vereinigen. Die luziferische Macht, der Drang, mit den Elementen fertig zu werden, das trieb ihn zu dieser körperlichen Vereinigung mit den Elementen. Dieser Tod des Empedokles lebt fort in der geistigen Atmosphäre Siziliens. Das ist ein großes Geheimnis dieses merkwürdigen Landes.
Rudolf Steiner
Nürnberg, 13.Nov.1910 ☉ (aus «GA 125»; S.168ff)
2 WAGNER. Berufe nicht die wohlbekannte Schar,
Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet,
Dem Menschen tausendfältige Gefahr
Von allen Enden her bereitet!
Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn
Auf dich herbei mit pfeilgespitzten Zungen;
Von Morgen ziehn vertrocknend sie heran
Und nähren sich von deinen Lungen;
Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt,
Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen,
So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt,
Um dich und Feld und Aue zu ersäufen.[b]
Johann Wolfgang v.Goethe
aus «Faust»; S.37
3a Empedokles war es, der die Elemente zuerst als Vier-Einheit [quaternio] und in dieser das Ganze der Natur faßte. [...]
S.13
3b Die Vier-Elementenlehre hat als Vier-Elementenlehre im Rahmen der europäischen Kultur ihren Anfang bei Empedokles. [...] Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß es einerseits auch eine Elementenlehre bei den Chinesen gibt, bei der allerdings merkwürdigerweise Holz und Metall als zusätzliche Elemente auftreten, und daß andererseits in der indischen Philosophie etwa zeitgleich mit der griechischen eine Vier-Elementenlehre, und zwar mit denselben Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft, auftritt. [...] Doch der Anfang der Vier-Elementenlehre des Empedokles ist offenbar kein phänomenlogischer. Dieser Anfang ist innerhalb der vorsokratischen Philosophie vielmehr ein spätes, eklektisches und deshalb in gewissem Sinne sogar theoretisch schwaches Produkt. Empedokles faßt lediglich die zum Teil konkurrierenden Vorschläge seiner Vorgänger zusammen, von denen der eine, nämlich Thales von Milet, das Wasser als Grund aller Dinge, der andere, Anaximenes, die Luft, ein dritter, Heraklit, das Feuer als solches bezeichnete. Aristoteles sagt deshalb zu Recht an verschiedenen Stellen (etwa Metaphysik A3, 384 a8), Empedokles habe die Erde als viertes hinzugefügt. Freilich handelt es sich nicht um ein Hinzufügen, wenngleich Xenophanes schon von Wasser und Erde gesprochen hatte, weil Empedokles' Eklektizismus im Grunde die Aufgabe der radikaleren Fragestellung seiner Vorgänger bedeutete. Sie nämlich richteten ihren Blick auf das Eine, das alles im Grunde ist. Diese Frage nach dem Einen gab Empedokles auf. Er hatte offenbar eingesehen, daß sich aus dem Einen weder Bewegung noch überhaupt die ganze bunte Vielfalt der sichtbaren Welt ergeben würde. Er konzentrierte sich deshalb mit seinem [nur in Bruchstücken überlieferten] Lehrgedicht über die Natur von vornherein nur auf den Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Welt. Empedokles will mit seiner Vier-Elementenlehre also nicht mehr die Frage beantworten, was alles in Wahrheit ist. Vielmehr will er umgekehrt die sinnliche Welt in ihrer Bewegtheit und Vielgestaltigkeit verstehen.
„Denn die vier Wurzelkräfte aller Dinge höre zuerst: Zeus der schimmernde [Feuer], und Here die lebensspendende [Erde] sowie Aidoneus [Luft] und Nestis, die durch ihre Tränen irdisches Quellwasser fließen läßt [Wasser]” (B 6).⁴⁴
Dieses Textstück muß einer der Anfangsverse gewesen sein, mit dem Empedokles sein großes zweiteiliges Lehrgedicht „Über die Natur” eröffnete. [...] Im folgenden werden die Vier in der Regel nur als „diese” genannt - was dafür spricht, daß diese Vier tatsächlich das durchhaltende Thema des ganzen Lehrgedichts sind. Nur ganz gelegentlich nennt er sie auch einzeln: Feuer, Wasser, Erde, Luft.

⁴⁴ Empedokles wird nach der Ausgabe der Vorsokratiker von Diels/Kranz (1964) zitiert.[c]
S.93ff
Gernot und Hartmut Böhme
aus «Feuer Wasser Luft Erde»
a] als Rìgh nan dùl (vgl. Thema vom 18./19.III.2016)
b] Nach Empedokles mischen sich Wasser (NW) und Erde (NO) zu Kälte, Erde und Feuer (SO) zu Trockenheit, Feuer und Luft (SW) zu Wärme, Luft und Wasser zu Feuchtigkeit - siehe auch «Das Wegkind»: Vorspiel
c] vgl. «Die Vorsokratiker -. Bd.II»
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit112500168.htm