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Zitatensammlung
Teil 1
Zitate von Rudolf STEINER zum
ÜBEL
1a Diese Verfehlung des Ich, dasjenige, wodurch das Ich im besonderen fallen kann, ist angedeutet in der Paradiesesmythe: dazumal, als des Menschen Seele heruntergestigen ist vom Schoße der Gottheit und zum ersten Male in den irdischen Leib eingezogen ist, also aufgenommen worden ist von dem irdischen Leib wie der Tropfen Wasser von dem Schwämmchen, ist seine höhere Seele zur Ichheit geworden.
1b Diese höhere Seele, diese Ichheit kann innerhalb des Ich Fehler begehen. Der Mensch kann nicht nur durch fehlerhafte Eigenschaften des Äther- und Astralleibes fallen, sondern es gibt eine Grundmöglichkeit, zu sündigen, die herbeigeführt wird dadurch, daß der Mensch überhaupt zur Selbständigkeit gekommen ist. Der Mensch mußte ja, um allmählich in bewußter Weise zur Freiheit und Selbständigkeit aufzusteigen, durch Selbstsucht und Egoismus durchgehen. Er ist herabgestiegen als Seele, die ein Glied der Gottheit war, die nicht in Egoismus verfallen kann. Niemals bildet sich ein Glied in einem Organismus ein, eine Selbständigkeit zu sein. Würde sich zum Beispiel ein Finger dies einbilden, er würde sich abreißen und verdorren. Diese Selbständigkeit, zu der der Mensch sich entwickeln muß und die erst ihre volle Bedeutung dann haben wird, wenn die Grundeigenschaft der Selbständigkeit die Selbstlosigkeit ist, würde niemals haben entstehen können, wenn sie nicht ausgegangen wäre von der Selbstsucht.
1c Die Selbstsucht zog ein in den menschlichen Leib, und dadurch wurde der Mensch ein selbstsüchtiges, egoistisches Wesen. So sehen wir, wie das Ich allen Trieben und Neigungen des Leibes folgt. Der Mensch frißt seinen Nebenmenschen auf, er folgt allen möglichen Trieben und Begierden, er ist ganz verstrickt in das irdische Gefäß wie der Tropfen Wasser in das Schwämmchen.
1d Dasjenige, was der Mensch dadurch, daß er ein solches Ich-Wesen, ein eigentlich selbständiges Wesen geworden ist, sündigen konnte, wird angedeutet in der Paradiesesmythe. Während er früher aus dem Allgemeinen geschöpft hat, wie der Tropfen, der noch im Wasser ist, der seine Kraft aus der gemeinschaftlichen Wassermasse herausschöpft, so hat er jetzt alle Antriebe in sich selber. Dies bezeichnet man durch das Hineinbeißen in den Apfel in der Paradiesesmythe; und nicht umsonst - denn alle wirklichen Wortbedeutungen, sofern sie der Geheimwissenschaft angehören, haben einen tiefen inneren Zusammenhang -, nicht umsonst heißt im Lateinischen Malum «das Übel»[a] und «der Apfel»[b]. Das Wort «Übel» wird in der Geheimwissenschaft niemals für etwas anderes angewendet als für eine Verfehlung aus dem Ich heraus.
Berlin, 28.Jän.1907 ☽ (aus «GA 96»; S.215f)
2 «Jah aflet uns thatei skulans sijaima, swaswe jah weis afletam thaim skulam usaraim»[c] Das heißt: «Laß uns nicht verfallen in dasjenige, was aus unserem Leibe heraus unseren Geist in Finsternis bringt, sondern erlöse uns von den Übeln, die unseren Geist in Finsternis bringen»: «Jah ni briggais uns in fraistubnjai, ak lausei uns af thama ubilin» - «Erlöse uns aus den Übeln» - die aber entstehen, wenn man zu stark mit dem Geiste in das Leibliche hinein verfallen würde.
Dornach, 15.Mai 1921 ☉ (aus «GA 325»; S.38)
Ergänzung
3a Die wahre Epoche des menschlichen Übels ist die, in der die Kräfte des Selbstbewusstseins beginnen, gegen die kosmische Ordnung zu arbeiten, indem sie dem Chaos dienen. Das wirkliche menschliche Übel ist die künstliche Abhängigkeit des Oben vom Unten, die Umkehrung der Hierarchie durch die abirrenden Kräfte des Selbstbewusstseins. Der freie Geist wird von der Seele überwältigt, die Seele wird von den Instinkten überwältigt, das Ich wird auf der sinnlichen Ebene von den ahrimanischen Kräften erfasst, die ihm eine Kraft der Auflehnung gegen das höhere Ich zutragen. In dieser Kraft der Auflehnung des Unten gegen das Oben finden alle Willensschwachen und psychisch Dekadenten wohlfeil eine begeisternde Energie, die sie mit dem Vermögen des Ich verwechseln, während sie der Beginn der ahrimanischen Besessenheit gegen das Ich, also gegen das wahre freie Wesen ist. Die Auflehnung des Unten gegen das Oben hat als kollektivistisches Phänomen nur vorübergehende Momente des Einklangs, denn es ist unvermeidlich, dass der ständige Aufstand von unten die vom vorangegangenen Aufstand gebildete Struktur als bedrückend empfindet, sodass er sich schließlich selbst verschlingt, bis hin zur eisernen Organisation seiner Macht der umgekehrten Hierarchie, in der der Schlimmste das Kommando über die anderen übernimmt und den absoluten Zwang im Namen der Beseitigung des Zwangs durchsetzt, von der die Bewegung ausgegangen war.
3b Die Degeneration des Yoga [d] bis zu den modernen Formen fand allmählich statt, als man die ursprüngliche heilige Aufgabe vergessend begann, ihn als eine Technik zur Erlangung außernormaler Kräfte einzusetzen, entsprechend dem Bedürfnis eines exzentrischen Egoismus. In Wirklichkeit hatte die Aufgabe des ursprünglichen Yoga als „Vereinigung” des Menschen mit dem Übermenschlichen im Verborgenen die Funktion, den Einklang der menschlichen Ordnung mit der von den Hierarchien gehaltenen kosmischen Ordnung herzustellen. Dem Fließen ihrer Kraft verdankt sich die Hierarchie, durch welche die irdischen Strukturen existieren, durch die zum Beispiel bei jeder menschlichen Arbeit der Geist die Bewegung des Rumpfes und der Gliedmaßen lenkt, und nur beim Wahnsinnigen können sich diese gegen den Geist erheben. Rhythmus und Hierarchie erhalten die Ordnung der Natur, insofern der Mensch den Einklang mit den Hierarchien aufrechterhält. Die Zeichen der Krise der Ordnung in der Natur in zunehmender Häufigkeit sind Naturkatastrophen, Erdbeben, Stürme, Überschwemmungen, die Störung des Rhythmus der Jahreszeiten, und zugleich auf einer anderen Ebene der universelle Vormarsch der Neurose, der Kriminalität, der ideologischen Schizophrenie, der zwanghaften Monoideismen, des unbeherrschbaren umstürzlerischen Aktivismus und der Notwendigkeit einer entsprechend zunehmenden politischen, erotischen und dialektischen Betäubung.
S.21
3c [...] Der Übende weiß, dass das Übel des Menschen im Gebrauch der Kräfte der Subjektivität von seiten dessen besteht, was in der Seele nicht das Subjekt ist, aber so agiert, als ob es das wäre, und in Wirklichkeit gegen das Subjekt arbeitet. Der Egoismus ist der Mangel an echter Subjektivität. Die rosenkreuzerische Schulung stärkt das subjektive Element, indem sie es dazu bringt, sich durch Konzentration im reinen Denken auszudrücken, sodass es die innere Intensivierung des Egos ist, die das Ego überwindet. Die Kraft des [dienenden] Egos, die aus der sinnlichen Sphäre herausgetragen wird, offenbart sich als die wahre Kraft des Geistes.
S.46
Massimo Scaligero
aus «Vom Yoga zum Rosenkreuz»
a] malum/-i n. ~ 1. Fehler, Gebrechen; 2. Übel, Leid, Unheil (in deutlichem Unterschied zu „Böse”) - Das Übel kann auch als Hinderung des Ichs durch das Ego begriffen werden.
b] Apfel ~ dor. το μαλον (tò mãlon), att. το μελον (tò mêlon)
c] aus dem „Atta unsar” des Gotenbischofs Ulfilas
d] aber auch des Druidentums, Schamanismus und andrer Einweihungspraktiken
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit109600215.htm