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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von K.O. SCHMIDT zu
SCHICKSAL und SELBST
1 Unter denen, die das erkannten und die positive Konsequenz daraus zogen, war der Dichter Hermann Stehr, dessen Leben eine endlose Kette von Entbehrungen, Mühsalen und Leiden war:
„Die Schwere meiner Existenz drückt, aber erdrückt mich nicht. Je härter das Leben wurde, desto härter, kühner, freier packte ich es an und hörte auf keinen anderen Richter als den in der eigenen Brust. Die Not war mir so treu wie die Armut, aber auch ein himmlischer Sinn und, je älter ich werde, eine immer festere Zuversicht, daß nur der Mensch sich selber schaden kann, sonst nichts auf Erden und in der Welt. Der Mensch selbst schafft sich die Umstände seines Sieges und seiner Niederlagen, seines Aufstiegs und seines Abstiegs, wie sein Schicksal die Selbstdarstellung seines Wesens ist - jenes Wesens allerdings, das ertragen werden kann, während seine eigentliche Wesenheit weder Anfang noch Ende hat und Geburt und Tod nicht kennt, weil sie göttlich und ewig ist.”
2 Mit dieser Erkenntnis wird der Schwerpunkt des Schicksals endgültig in unser eigenes Inneres verlegt statt in irgendwelche Instanzen, Umstände oder Gewalten außer uns. Damit aber wird uns auch die ungeheure Verantwortung uns selbst und der Welt gegenüber bewußt. So sah es der Dichter - Ludwig Ruge -:
„Wir wissen, daß ein ehern Schicksal waltet,
Das unaufhaltsam alles lenkt und wägt;
Doch ist der Mensch es selbst, der es gestaltet
Und in sich seines Schicksals Sterne trägt.
Wir sind es selber, die das Schicksal wenden
Durch unseren Willen und durch unsre Tat;
Wir sähen aus mit unseren eignen Händen
Und ernten ein die Früchte unserer Saat.”
3 So will auch Shakespeares Wort verstanden werden: „Unsrer Kraft verleiht das Schicksal freien Raum, und nur dem Trägen, dem Willenlosen stellt es sich entgegen”, und Klingers Mahnung: „Bleibt immer gelassen und männlich! Wir werden stets Meister unseres Geschicks, solange wir's von uns sind” - und ebenso das Wort Fahrenkrogs:
Sieh in dich! Du bist dein Geschick - wie der eine des andern Verhängnis. Alles entspringt aus dir:
Zeit und Zukunft, deiner Wege Anfang, Lauf und Ende -
4 Und auch das, was du wirst!”
5 Was heißt denn ,Schicksal' dem Worte nach? ,Schicken' meint im Mittelhochdeutschen: etwas ins Werk setzen, es bereiten und ordnen, etwa wie einer sein Haus beschickt. Tiefer gesehen ist Schicksal das, was von der inneren Schickung und dem mitgebrachten Schicksalsgut seinen Ausgang nimmt und von uns je nach unserem Schicksalsbewußtsein und unserer Geschicktheit geordnet werden will.
6 So sind wir denn - mit einem Wort Meister Eckeharts - „die Ursache unserer selbst - nach unserem zeitlichen wie nach unserem ewigen Wesen. Das ist allerhöchste zeitlose Wahrheit.
7 Sinn und Sinngeber unseres Schicksals sind wir selbst. Wir und unser Schicksal sind eins.
aus «Das abendländische Totenbuch Bd.II»; S.307f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit004710307.htm