zum IMPRESSUM
Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Ernst MARTI zu
HORIZONT und ELEMENTEN
1 Horizont heißt das Begrenzende. Was ist der Horizont? Man kann ihn weder wiegen noch messen, und er ist doch eine Tatsache der Sinnenwelt, die Bedeutsames bewirkt. Er trennt oben und unten, Tag und Nacht, hell und dunkel - ähnlich wie das Licht, aber nicht als Oberfläche, sondern als Linie. Wuchs- und Fall-Linie stehen rechtwinklig zur Erdoberfläche, mit der sie einen Punkt gemeinsam haben. Auch der Horizont hat einen Punkt mit der Erdoberfläche gemeinsam. Wenn dieser Punkt auf der idealen Erdoberfläche, also auf der Meeresoberfläche, liegt, ist der Horizont ungeboren. Wenn aber dieser Punkt sich senkrecht über diesen Fußpunkt erhebt, entsteht der Horizont, und der Punkt wird zu seinem Mittelpunkt. Der Horizont kann entstehen und vergehen.
2 Um den Horizont in seiner Gänze wahrzunehmen, braucht es eine Bewegung dieses Mittelpunktes, eine Drehung um sich selbst. Das ist eine unräumliche Bewegung, die keinen Anfang und kein Ende im Raum hat. Es ist die Bewegung des Feuer-Wärme-Elements, eine intensive Bewegung. Dazu gehört, daß durch den Horizont die Zeit in Erscheinung tritt: Die Sonne erhebt sich über den Horizont, sie erscheint, sie scheint und ist da und verschwindet dann wieder unter dem Horizont. Entstehen, Dasein, Vergehen erscheinen in der sinnenfälligen Welt. Ohne Horizont keine Zeit. Der Horizont hat Bezug zum Wärmewesen.
3 Der viergeteilte Horizont erscheint als Ursprung der Elemente. Der Horizont ist eine Erdentatsache. Er ist der allumfassende Umkreis. Immer umfaßt er den Mittelpunkt, ohne den er nicht erscheinen kann. Aber er hat auch Macht bis in die unendlich ferne Ebene, bis ins Himmelsgewölbe. Er läßt einen Teil des Himmels sichtbar sein, den andern verbirgt er. Am Morgen und Abend entstehen am Horizont die Farben der Dämmerung, und es ertönt der Gesang der Vögel. In all dem zeigt sich sein Wesen und seine Kraft der Mitte, wie ja auch die Elemente die Mitte sind zwischen den Äther- und physischen Kräften.
4 Nimmt man den Horizont in dieser Weise ernst, dann sieht man, daß er die Welt in eine obere und untere Welt trennt, in das Sichtbare und Unsichtbare. Er trennt Form- und Substanzbereich. Wir sehen nur die Sterne über dem Horizont, da wirken sie im Licht. Unter dem Horizont wirken sie in der Finsternis. Da die Sterne unablässig kreisen, wirken sie bald über, bald unter, bald am Horizont. Wenn man die Welt in der heutigen astronomischen mechanischen Weise auffaßt, ist das bedeutungslos. Das ist es aber nicht. Denn Sonne und Sterne über dem Horizont und Sonne und Sterne unter dem Horizont haben eine ganz verschiedene Wirkung auf die reale sinnenfällige Welt. Die Sterne über dem Horizont, also bei Tag, wirken als f o r m b i l d e n d e Kräfte, auch die Bewegungen der Planeten wirken dann form- und gestaltbildend. Am Abend und Morgen, wenn die Sterne und Planeten am Horizont sind, wirken sie als L e b e n s b i l d e k r ä f t e ; es wirken ihre Bewegungen und Sphärenharmonien Leben und Rhythmen erzeugend, Farben und Klänge erschaffend. Auf die Frage: wie wirken denn die Gestirne, wenn sie unter dem Horizont durch die Erde hindurch wirken? muß man antworten: Die gleichen Sterne, wenn sie unter dem Horizont in der Finsternis wirken, sind s u b s t a n z b i l d e n d e Kräfte, sie bilden das, was als Inneres das Äußere der Form stofflich erfüllt und trägt. Sternenkräfte schaffen aus den zunächst unbestimmten Möglichkeiten der Elemente die einzelnen Substanzen. Sterne sind die Ur-Heber der einzelnen Stoffe.
5 In seinem letzten Pfingstvortrag (44) schildert Rudolf Steiner das blaue Himmelszelt als Grenze des Weltäthers. Bis zum Firmament reicht die Ätherwelt, das Meer der vier Äther. In ihrem Schoß tragen sie die vier Elemente. An der Grenze des Himmelszeltes erscheinen die Sterne. Die Fixsterne stehen fest am Himmel, die Planeten bewegen sich mit der Sonne in ihrer Sphärenharmonie. Durch diese Sterne dringen die Kräfte geistiger Wesen in die Erscheinungswelt. Es sind astralische und geistige Kräfte. Wenn die Astralkräfte durch die Sternenorte hereinwirken (oder im Urbeginn hereinwirkten), erregen sie die Äther und schaffen und wirken aus ihnen die ätherischen Bildekräfte. Die geistigen Kräfte dringen tiefer durch die Erde in die Elemente und erzeugen in ihnen elementarische Bildekräfte. Durch die Sonne mit ihren Wandelsternen werden im Umkreis Lebensbildekräfte und Rhythmen erzeugt.
6 Die Gesamtheit der Kräfte schildert Rudolf Steiner als das W e l t e n w o r t , das in und durch die Sterne wirkt. Es ist der LOGOS, der durch die Sterne spricht, tönt und sinnt. Spricht er von oben durch die Sterne, entstehen Formbildekräfte, ertönt vom Umkreis her sein Singen, entstehen die Lebensbildekräfte, wirkt er im Sinnen und Zeugen von unten durch die Erde hindurch, schaffft er die Substanz-Bildekräfte.
S.105ff
44 Steiner, R.: Der Pfingstgedanke als Empfindungsgrundlage zum Begreifen des Karma [am 4.VI.1924]. Dornach 1970 [in «GA 236»].
S.172
aus «Das Ätherische»
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit004440105.htm