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Zitatensammlung
Teil 2
Zitat von Emil BOCK zu
PFINGSTEN
1 Das Pfingstfest wird uns nicht aus der Natur geschenkt, es muß aus den allerinnersten Bereichen unserer Seele geschöpft werden. Es ist das Zukunftsfest; denn der Heilige Geist [a], von dem wir zu Pfingsten angeweht zu werden hoffen, ist immer das, was es noch nicht gibt, was vielmehr stets erst durch einen neuen Schöpfungsakt, durch einen Funken, der neu überspringt, ins Dasein treten muß. Der Heilige Geist ist das Zukünftige an und für sich. Damit hängt es zusammen, daß wir in ein rechtes Feiern des Pfingstfestes überhaupt erst hineinwachsen müssen. Dem Wehen des Heiligen Geistes müssen wir entgegenreifen. Pfingsten ist ja das Fest unseres wahren höheren Ichs, das uns erst überschwebt. Und es ist zugleich das Fest der Gemeinschaft, aber nicht derjenigen, die aus menschlichen Vertraulichkeiten hervorgeht, sondern derjenigen, die durch den Zusammenklang unserer höheren Iche, die in Christus eins sind, entsteht.
2 Das Pfingstfest ist das esoterische Fest im Christentum, das Fest des noch im Verborgenen ruhenden Geheimnisses. [...] Vom Heiligen Geist haben stille Kreise mit Berechtigung sprechen können, die mit dem, was sie erlebten, nicht an die Öffentlichkeit traten. Natürlich haben dann auch Sekten vom Heiligen Geist gesprochen; das waren aber nur Karikaturen dessen, was in den stillen mystisch-esoterischen Kreisen des Christentums gelebt hat. Diejenigen, die im Mittelalter in der Stille, weit weg von der Welt, die Bruderschaft des heiligen Grals bildeten, kannten das Wesen des Heiligen Geistes. Sie wußten, was es ist, wenn sich auf die heilige Schale die Taube herniedersenkt. Sie erfuhren es; es berührte und erfüllte ihre Seelen als eine höhere, ja als die eigentliche Wirklichkeit. Was heißt das aber, daß das Erleben des Heiligen Geistes immer der Inhalt des esoterischen Christentums gewesen ist? Es heißt, daß das Pfingstfest nichts für Anfänger ist, sondern vorbereitete Seelen voraussetzt. Es gilt denjenigen Seelen, die im Gebet und im meditativen Leben bereits Fortgeschrittene sind.
3 Schon im Urpfingstfest, 50 Tage nach dem Ostermorgen, mischte sich durch große geheimnisvolle Schicksalsfügungen das an esoterischer Entwicklung, was es bis dahin hinsichtlich des Messiasgedankens gegeben hatte, in das Erlebnis der Jünger hinein. Beim Himmelfahrtsereignis und bei den Ereignissen des Pfingstmorgens waren die Jünger nicht allein. Sie waren Gäste und Gastgeber zugleich inmitten einer größeren Bruderschaft von Menschen aus dem Essäer-Orden. Das waren jene Stillen im Lande, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, durch intensives und unablässiges Gebet die ewige Lampe brennend zu erhalten, bis der Messias käme, so daß vom Paradieseslicht wenigstens dieser eine Funke durchgetragen würde und es nicht völlig finstere Nacht sei, wenn die Sehnsucht der Menschheit in Erfüllung ginge.
S.98f
4 Die Pfingstflammen haben ja auf der einen Seite Wärme, Wärmendes, auf der anderen Seite Licht, Erleuchtendes. Ihre Wärme muß aus den Menschenherzen aufsteigen wie ein Feuer. Dann antwortet aus der Sphäre des Vaters, in der aber jetzt Christus und der Vater eins sind, der Geist. Die Lichtflamme des Geistes senkt sich auf die Wärmeflamme des betenden Herzens hernieder. Die Lichtflamme von oben antwortet der Wärmeflamme von unten. Erst wenn wir genügend geduldig und ausdauernd nach Erwärmung gestrebt haben - was aber nicht einfach abgewartet werden kann, sondern getan werden muß -, dürfen wir auf Erleuchtung hoffen. Die Erwärmung ist unsere Sache, die Erleuchtung ist dann die Antwort des Himmels. Die Gegengabe zu dem Himmelfahrtsbemühen der Menschenseele ist das Pfingstgeschenk. Indem die Lichtgeschenke einer höheren Welt auf uns zukommen, breitet sich Pfingsten aus. Jetzt kann das Denken sich verändern und damit die ganze Praxis unsres Menschenlebens, die ja heute so durch und durch aus den intellektuellen Kräften gestaltet wird. Das übliche Denken geht vom Gehirn aus. Es gleitet an den äußeren Dingen entlang und bleibt am Irdischen haften. Warum? Weil der Mensch nicht selber denkt, weil er dem eigenen Denken sein inneres Schöpfertum schuldig bleibt. Klug sein, geistreich sein, Dinge ausrechnen setzt kein Schöpfertum voraus. Das alles sprießt aus dem Gehirn hervor, bei dem einen mehr, bei dem andern weniger. Wenn aber einmal das eintritt, daß der Mensch denkt und nicht bloß sein Gehirn und seine Klugheit, dann denkt der Heilige Geist mit, denn dann denkt das wahre höhere Selbst im Menschen, das aber zunächst ohne die Himmelfahrtsgnade des Christus von uns getrennt ist. Die Himmelfahrtsgnade Christi wird uns in Zukunft ein neues Denken geben, und so kann aus dem Anhauch des Pfingstgeistes schließlich eine neue Kultur hevorgehen.
S.102f
aus «Der Kreis der Jahresfeste»
a] Der heilende Geist (τό πνεύμα άγιον/tò pneúma hágion) kann als tätige Erscheinungsweise (aktiver Avatar) der Weisheit, als Sophia activa begriffen werden.
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit001570098.htm