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Zitatensammlung
Teil 2a: Apokryphen
THOMAS Lógion 49-73
[Das sind die geheimen Worte, die der lebendige Jesus sagte und die Didymos Judas Thomas aufschrieb.]
49
Jesus sagte:
Selig [makárioi] sind die Einsamen [hoi monachoí] und Auserwählten, denn ihr werdet das Reich finden, weil ihr daraus seid (und) wieder [pálin] dorthin gehen werdet.
50
Jesus sagte:
Wenn man zu euch sagt: Woher seid ihr gekommen?, sagt zu ihnen:
Wir sind aus dem Lichte [tò phós] gekommen, wo das Licht durch sich selbst entstanden ist.
Es stand und es erschien in ihrem Bilde [tò eikón].
Wenn man zu euch sagt: Wer seid ihr?, sagt:
Wir sind seine Söhne und wir sind die Auserwählten des lebendigen Vaters.
Wenn man euch fragt: Was ist das Zeichen eures Vaters an euch?, sagt zu ihnen:
Bewegung [he dýnamis] ist es und Ruhe [he anápausis].
51
Es sagten zu ihm seine Jünger [hoi mathetaí su]: Wann wird die Ruhe der Toten eintreten und wann wird die neue Welt [ho kósmos] kommen?
Er sagte zu ihnen:
Die, die ihr erwartet, ist gekommen; aber ihr erkennt sie nicht.
52
Es sagten zu ihm seine Jünger: Vierundzwanzig Propheten [hoi prophétes] sprachen in Israel und sie alle sprachen von [wörtl. in] dir.
Er sagte zu ihnen:
Ihr habt den vor euch Lebenden beiseite gelassen und habt von den Toten gesprochen.
53
Seine Jünger sagten zu ihm: Nützt [opheleîn] die Beschneidung oder nicht?
Er sagte zu ihnen:
Wenn sie nützte, würde ihr (= der Kinder) Vater sie beschnitten aus ihren Müttern zeugen.
Aber die wahre Beschneidung im Geiste [tò pneûma] hat vollen Nutzen gehabt.
54
Jesus sagte:
Selig sind die Armen, denn euer ist das Reich der Himmel.
55
Jesus sagte:
Wer seinen Vater nicht haßt und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können.
Und (wer) seine Brüder und seine Schwestern (nicht) haßt (und nicht) sein Kreuz [ho staurós] (auf sich) nimmt wie ich, wird meiner nicht würdig [áxios] sein.
56
Jesus sagte:
Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam [to ptõma] gefunden.
Und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.
57
Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen Samen hat.
Sein Feind kam des Nachts [nyktós] (und) säte Lolch [tò zizávion] unter den guten Samen.
Der Mann ließ sie (= die Feldarbeiter) nicht den Lolch ausreißen.
Er sagte zu ihnen: Damit ihr nicht geht, um den Lolch auszureißen, (und) den Weizen mit ihm ausreißt.
Denn am Tage des Schnitters werden die Lolch(pflanzen) zum Vorschein kommen, sie werden ausgerissen (und) verbrannt werden.
58
Jesus sagte:
Selig ist der Mensch, der gelitten hat.
Er hat das Leben gefunden.
59
Jesus sagte:
Achtet auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und ihr ihn zu sehen sucht und werdet nicht sehen können.
60
(Sie sahen) einen Samariter [ho Samareítes], der ein Lamm [tò arníon] (mit sich) nahm auf dem Weg (/gehend) nach Judäa ['Iudaîa].
Er sagte zu seinen Jüngern:
Der um das Lamm. [Textfehler]
Sie sagten zu ihm: Damit er es schlachte (und) esse.
Er sagte zu ihnen:
Solange es lebt, wird er es nicht essen; sondern wenn er es geschlachtet hat (und) es ein Leichnam geworden ist.
Sie sagten: Anders wird er es nicht machen können.
Er sagte zu ihnen:
Ihr selbst, sucht einen Ort [ho tópos] für euch zur Ruhe, damit ihr nicht zu Leichnamen werdet (und) man euch ißt.
61
Jesus sagte:
Zwei werden sich auf einem Bett ausruhen. Der eine wird sterben, der andere wird leben.
Salome sagte: Wer bist du, Mensch, als wessen (Sohn [ho hyós]) (/als aus jemandem)? Du stiegst auf mein (Speise-)Lager und aßest von meinem Tisch [he trápeza].
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin der, der aus dem Gleichen ist.
Man hat mir von den (Dingen) meines Vaters gegeben.
(Salome sagte:) Ich bin deine Jüngerin.
Jesus sagte zu ihr:
Deshalb sage ich: Wenn er gleich (/vereint?) ist, wird er sich (mit) Licht füllen.
Wenn er aber getrennt ist, wird er sich mit Finsternis füllen.
62
Jesus sagte:
Ich sage meine Geheimnisse [tà mysteriá mu] denen, (die würdig sind meiner) Geheimnisse.
Was deine Rechte tut, deine Linke soll nicht erfahren, was sie tut.
63
Jesus sagte:
Es war ein reicher [plúsios] Mann [ho ándros], der viel Vermögen [tò chrêma] hatte.
Er sagte: Ich werde mein Vermögen verwenden [chrêsthai], um zu säen, zu ernten, zu pflanzen (und) meine Vorratskammern mit Frucht [ho karpós] zu füllen, damit ich an nichts Mangel leide.
Das ist es, was er in seinem Herzen dachte.
Und in jener Nacht starb er.
Wer Ohren hat, möge hören.
64
Jesus sagte:
Ein Mann hatte Gäste und als er das Mahl [tò deîpnon] bereitet hatte, sandte er seinen Diener, damit er die Gäste einlade.
Er ging zum ersten (und) sagte zu ihm: Mein Herr [ho kyriós mu] lädt dich ein.
Er sagte: Ich habe Geld(forderungen) an Kaufleute [hoi empóroi]; sie werden am Abend zu mir kommen, ich werde gehen (und) ihnen Weisungen geben. Ich entschuldige [paraiteîsthai] mich für das Mahl.
Er ging zu einem anderen (und) sagte zu ihm: Mein Herr hat dich eingeladen.
Er sagte zu ihm: Ich habe ein Haus [ho oíkos] gekauft und man verlangt [aiteîn] mich für (/von mir) einen Tag [he heméra]. Ich werde keine Zeit haben.
Er ging zu einem anderen (und) sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Er sagte zu ihm: Mein Freund wird heiraten und ich werde ein Festmahl veranstalten; ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich für das Mahl.
Er ging zu einem anderen (und) sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Er sagte zu ihm: Ich habe ein Gut [he kóme] gekauft (und) gehe, um den Zins in Empfang zu nehmen. Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich.
Der Diener ging (und) sagte zu seinem Herrn: Die du eingeladen hast zum Mahle, haben abgesagt.
Der Herr sagte zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Straßen, bringe die, die du findest, damit sie am Mahle teilnehmen [deipneîn].
Die Käufer und die Händler (werden) nicht in die Orte meines Vater (gehen).
65
Er sagte:
Ein rechtschaffener [chrestós] Mann hatte einen Weingarten.
Er gab ihn Winzern, damit sie ihn bearbeiten (und) er seine Ernte von ihnen erhielte.
Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Ernte des Weingartens gäben.
Sie packten seinen Diener, schlugen ihn (und) hätten ihn fast getötet.
Der Diener ging (und) sagte es seinem Herrn.
Sein Herr sagte: Vielleicht hat er sie nicht erkannt.
Er schickte einen anderen Diener.
Die Winzer schlugen auch diesen.
Dann schickte der Herr seinen Sohn.
Er sagte: Vielleicht werden sie Achtung haben vor meinem Sohn.
Jene Winzer, da sie wußten, daß er der Erbe [ho kleronómos] des Weingartens war, packten ihn (und) töteten ihn.
Wer Ohren hat, möhe hören.
66
Jesus sagte:
Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben.
Er ist der Eckstein.
67
Jesus sagte:
Wer das All erkennt, wobei er sich selbst (zu erkennen) verfehlt, verfehlt das Ganze (wörtl. den ganzen Ort).
68
Jesus sagte:
Ihr seid selig, wenn ihr gehaßt (und) verfolgt [diókein] werdet und sie werden keinen Platz finden dort, wo man euch verfolgt hat.
69a
Jesus sagte:
Selig sind die, die verfolgt worden sind in ihrem Herzen.
Diese sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben.
69b
Selig sind die Hungrigen, denn man wird den Bauch dessen, der wünscht, sättigen.
70
Jesus sagte:
Wenn ihr das in euch hervorbringt, wird das, was ihr habt, euch retten.
Wenn ihr das in euch nicht habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch töten.
71
Jesus sagte:
Ich werde (dieses) Haus zer(stören) und niemand wird es (wieder) aufbauen können.
72
(Ein Mann sagte) zu ihm: Sage meinen Brüdern, daß sie die Sachen meines Vaters teilen sollen mit mir.
Er sagte zu ihm:
O Mann, wer hat mich zum Teiler gemacht?
Er wandte sich an seine Jünger (und) sagte zu ihnen:
Bin ich denn ein Teiler?
aus «Evangelium nach Thomas»; S.29ff
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWzit001030029.htm