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Zitatensammlung
Teil 3: Lexikon
Janus
1 Janus (Ianus) ist zunächst der altrömische Hüter der Tordurchgänge, des Ein- und Ausgangs, also ein Schwellengott, der auch Brücken schützt. Der Doppelgesichtige, dem deshalb die Zahl 11 zukommt, steht im weiteren Sinn für Anfang und Ende. Nach ihm ist der Jänner (Januar) benannt. Sein Tempel bestand aus einem Doppeltor, das im Frieden geschlossen gehalten wurde, in Kriegszeiten jedoch offen. Alle wichtigen Handlungen wurden unter seinen Schutz gestellt, so auch der Beginn von Aussaat und Ernte. Dem Mythos nach verdanken die Menschen dem Gott sowohl den Ackerbau, als auch die Gesetze. Die Einführung von Schiff und Münze wurde ihm ebenfalls zugeschrieben.
Seine ATTRIBUTE sind Schlüssel und Pförtnerstab.
nach «Lexikon der Götter und Dämonen»
2a Das Prinzip Zweifach-in-Einem war den Kelten vertraut: Sucellus hält einen zweiseitigen Hammer und, auf dem Relief von Karlsruhe, zusätzlich eine doppelte Axt. Die Keule des Dagda tötet an einem Ende, am anderen belebt sie. Die Dioskuren, den hellen und den dunklen Zwilling, riefen sie als Divannos und Dinomogetimaros an. Der römische Janus dürfte daher ihren Vorstellungen entgegengekommen sein.
2b Janus-Darstellungen kommen selten vor, sind jedoch in ihrer Eigenständigkeit beeindruckend.
2c Die Stadt Autun besitzt ein als „Janustempel” bekanntes, auf zwei Seiten mehrere Meter hohes Gemäuer aus dem 1./2.Jh.n.Chr. Es ähnelt einem überdimensionalen fanum, denn den viereckigen Löchern auf etwa ein Drittel der Höhe nach besaß es einst einen überdachten, hölzernen Umgang.
2d Roquepertuse lieferte den wohl bekanntesten, einheimischen „Januskopf”. Obwohl nur ca. 30 cm hoch, hat er mit den glatten Stirnen, den übergroßen Augen und den sehr geraden Nasen etwas Ehrfurchtgebietendes. In dem stark vorspringenden Kinn drückt sich Wille aus. Einzig dadurch, daß sich die Winkel der feingeschwungenen Lippen des einen stärker heben, enthält dieses Antlitz einen etwas sanfteren Ausdruck. Lange ist das Mittelstückfragment als Raubvogelschnabel gedeutet worden: Nach neuerer Ansicht könnte es sich auch um Mistelblätter gehandelt haben. Zwei solcher wölben sich (ergänzt) über dem Scheitel der energiegeladenen, finsterblickenden, über 2 m hohen Statue von Holzgerlingen.
2e Das Steinköpfchen von Leichlingen (12 cm) im Rheinischen Landesmuseum zu Bonn wirkt durch seine halbkugeligen, hervortretenden Augen und dem hochgebogenen Mund freundlich. Was beiderseitig ein Ohrenpaar andeutet, könnte ebensogut als heruntergeklappte Mistelblätter interpretiert werden.
2f Münzen mit Janusköpfen waren in Gallien und Britannien im Umlauf. Die interessanteste der Insel stammt von den Catuvellani: Sie trägt die klare Aufschrift CVNO für Cunobelinus.
2g Dem Guildhall Museum in London gehört ein undatierbares Stück Hirschhorn, in dessen Rose menschliche Züge solcherart hineingeschnitzt wurden, daß die eine Seite ein von Haar und Bartkrause umrahmtes, männliches Antlitz bildet, während die andere einem von einem Diadem überhöhten weiblichen gleicht, Mutter- (vgl. Danu) und Himmels- oder Schöpfergottheit (vgl. Ea) in einem?
2h Im steinernen Taukreuz von Killinaboy sind Köpfe mit torquesgezierten Hälsen aneinander gefügt (Torques ist ein fester Halsring aus Edelmetall).
2i Die großäugige, archaisch anmutende, rötliche Doppelfigur der Boa-Insel im Lough Erne schlägt eine deutliche Brücke zum Cernunnos. Sie sitzt mit gekreuzten Armen bzw. Beinen da, auf der einen Seite deutlich phallisch. Manche glauben, in der danebenkauernden Figur ebenfalls einen Janus erkennen zu können, obgleich die zweite Seite fehlt. Tatsächlich macht es den Anschein, als sei diese fein säuberlich weggeschlagen worden - vielleicht waren christliche Missionare am Werk, die die phallische Seite verschwinden ließen. Die Kalksteinfigur, mit breiterem Gesicht und über den Leib gelegten Armen, trägt zwei angedeutete Buckel über der Stirn, die als Geweihknospen ausgelegt werden könnten.
2k Der Anklang des Janus an den Cernunnos/Esus, sei es durch Geweihansatz oder durch Mistelblätter, ist gewiß nicht zufällig. Wenn schon im römischen Janus Anfang und Ende personifiziert wurde, so ist es durchaus denkbar, daß diese keltischen Doppelfiguren den Herrn der Anderswelt darstellen, der das Leben auf dieser Erde nimmt und gibt.
nach «Lexikon der keltischen Mythologie»

3 Die römische Janus-Gottheit verkörpert ein wichtiges Lebensgeheimnis. Sie erschließt das trinitarische Wesen des Zeitenlaufes. Die Zeit verläuft in der Dreiheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft [vgl. Mbl.6: Anm.>G>]. Die Vergangenheit und die Zukunft sind wie ein großer Daseinsschoß. Die Gegenwart aber ist nur wie ein Blitz oder Funke, der zwischen den beiden Daseinssphären von Vergangenheit und Zukunft jeweils aufblitzt. Die Gegenwart hat keine Dauer, sie ist nichts als ein Punkt voll unendlichen Lebens. Kaum ist sie geboren, da ist sie auch schon wieder entschwunden [vgl. Kairós]. Die Gegenwart ist der in Ewigkeit geborene Sohn. Die Vergangenheit ist der Vater dieses Sohnes; die Zukunft ist sein geistiger Mutterschoß, aus dem er immer aufs neue gezeugt wird. In dem lebendigen Spiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft offenbart sich uns zu jeder Zeit das Geheimnis der Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Geist [eigentl. Vater, Mutter, Tochter]. Die Janus-Gestalt der Römer ist die Verkörperung der ewig neuen sohnhaften [bzw. tochterhaften] Gegenwart, [...]

Emil Bock
aus «Das Evangelium»; S.860f
https://wfgw.diemorgengab.at/zit/WfGWlex004130199a.htm