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Neudenken:
Jahreslauf des Geistes
Damit kommen wir zu einer dritten Stufe, zum Jahreslauf des Heiligen Geistes. Sein Inhalt ist nicht von außen gegeben, weder durch die Natur (im Jahreslauf des Vaters), noch durch die Taten des Christus (im Jahreslauf der christlichen Feste), sondern er entsteht allein durch das Handeln des Christus-erfüllten Menschen,[a] d. h. das Wirken des Heiligen Geistes. «Es ist zweifellos richtig, daß der ‹Christus in uns› nichts wesentlich anderes ist als das, was die theologische Dogmatik als ‹Heiligen Geist› bezeichnet.»⁴ Der Jahreslauf des Heiligen Geistes ist von der Menschheit bisher noch nicht ergriffen worden, wie auch in ähnlicher Weise der dritte Zeitabschnitt im christlichen Jahr [b] bisher nur keimhaft einen Inhalt hat. Erst durch die Anthroposophie wird es heute möglich und gehört zu ihren zentralen Aufgaben, die Voraussetzungen für diese dritte Stufe des Jahreslauf-Erlebens zu schaffen. Sie ist zugleich der Kern eines künftigen Michael-Festes. So kann der Jahreslauf des Heiligen Geistes auch mit einem anderen Wort benannt werden: er ist das Michael-Jahr und der Seelenkalender, soweit er durch die innere Aktivität des Menschen zum Leben gebracht wird, dessen Inhalt. Die Sprüche des Seelenkalenders bilden in ihrer Abfolge ein inneres Jahr, das als Jahr der Seele zum äußeren Jahr der Natur in Beziehung gebracht werden kann. So entsteht das Michael-Jahr, das nicht von der Natur abgeleitet werden kann, sondern durch das entsteht, was der Mensch der Natur geistig hinzufügt.
Der Aufbau des Seelenkalenders als Grundstein des Michael-Jahres folgt in gleich strenger Weise geistigen Bildegesetzen wie das Sonnenjahr den astronomischen Gesetzen. Die vier astronomischen Jahreszeiten liegen jeweils zwischen einer Tag- und Nachtgleiche und einem Solstitium und sind überall auf der Erde gleich, von gleicher Länge und mit den gleichen Daten verbunden.[c] Auch der Seelenkalender zeigt eine klare Viergliederung analog dem astronomischen Jahr. Unter den 52 Wochensprüchen bildet jeweils eine Gruppe von 13 Sprüchen eine bestimmte «Jahreszeit» im Seelenjahr.
Frühling:
Sommer:
Herbst:
Winter:
01. bis 13. Spruch
14. bis 26. Spruch
27. bis 39. Spruch
40. bis 52. Spruch
Zwischen dem 52. und 1. Spruch liegt also im Seelenkalender eine Art «Frühlings-Tag- und Nachtgleiche». Entsprechend ist die «Sommersonnenwende» im Übergang vom 13. zum 14. Spruch usw. Tatsächlich hat Rudolf Steiner den Sprüchen 1, 14, 27 die Überschrift Frühling, Sommer, Herbst gegeben. Nur «Winter» hat er schon zum 36. bzw, 37. Spruch hinzugefügt. Wenn diese Sprüche in meditativer Bewegung [d] innerlich erzeugt werden, bilden sie den Inhalt für den Jahreslauf des Heiligen Geistes. Sie stehen zur Natur in einer so beweglichen Beziehung wie Ostern, und sie werden gezählt wie die Sonntage nach Pfingsten (bzw. Trinitatis) im traditionellen Kirchenjahr. Der Jahreslauf des Seelenkalenders bezieht sich auf Ostern und zählt von da ausgehend die Wochen mit den zugehörigen Sprüchen. So ist der Seelenkalender (und seine «Jahreszeiten») zwar an das bewegliche Osterfest, nicht aber sonst an die Daten des Sonnenjahres angebunden. Das Jahr des Heiligen Geistes wird eben nicht in der Natur, sondern im Menschen gebildet und erst dann «in entsprechender Weise zum Zeitenrhythmus der Natur in Beziehung» gebracht.³ Diese Beziehung atmet Freiheit.
Michael Debus
3 Seelenkalender, Vorwort zur 1. Ausgabe 1912/13.
4 Rudolf Steiner, Brief an W. Hübbe-Schleiden vom 9. 8. 1902.
aus «Die Wochensprüche ...»; S.126ff
Unsere Anmerkungen
a] ob dies dem betreffenden Menschen bewusst ist oder nicht, also unabhängig von der Bezeichnung „Christus”
b] von Trinitatis (1.Sonntag nach Pfingsten) bis Adventbeginn
c] Obschon die irdischen Jahreszeiten je nach Breitengrad verschieden erfahren werden.
d] vgl. Mbl-B.33
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn201501.htm