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Neudenken:
Karma, Kultur und Entwicklung
Der Mensch als ein werdendes Wesen schreitet so durch mehrere Leben, wobei er sich nicht nur in einem Fleisch-Hemd verkörpert,[a] sondern auch in einer bestimmten Familie, einem Ort, einem Volk, einer Sprache, einer Kultur oder Religion. Dabei geht es immer um Entwicklung und das Erreichen einer heilen Ganzheit. Das bedeutet, dass sich Extreme suchen, um sich auszugleichen. War man beispielsweise in einem früheren Leben ein fanatischer Christ, wird man möglicherweise im jetzigen Leben als Kind eines ganz a-religiösen Elternpaares geboren oder vielleicht in eine streng muslimische Familie, vielleicht aber auch in ein gemäßigt christliches Elternhaus. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Extrem auszugleichen, was natürlich auch nötig ist, weil der ehemalige fanatische Christ ein vielseitiges Karma aufgebaut hat.
Diese Einsicht hat etwas Erschütterndes, gerade wenn man sich tief mit der jeweiligen eigenen Kultur oder Religion identifiziert. Im Grunde wirkt sie aber befreiend. Sie bedeutet nicht, dass die Werte der eigenen Kultur oder Religion herabgesetzt werden - nur, dass die Werte anderer Kulturen genauso hoch geschätzt zu werden verdienen,[b] zumindest aber aufrichtig respektiert zu werden.
Ein mehr pessimistisches Modell der Parallelität der Kulturen in der Gegenwart verbreitet der amerikanische Politik-Stratege Samuel Huntington.[c] Er stellt in seinem einflussreich gewordenen Buch Clash of Civilisations die „westliche” Kultur neben die chinesische, die japanische, die hinduistische, die islamische, die lateinamerikanische und die afrikanische Kultur, ist aber der Auffassung, dass es in unserer Gegenwart nicht zu einem friedlichen Nebeneinander, sondern eben zu einem "Clash" zwischen den Kulturen kommt.
Im Sinne der Geschichtsauffassung Rudolf Steiners haben die Kulturen ein andere Bedeutung. Verschiedene „Kulturepochen” entsprechen hier den unterschiedlichen weltgeschichtlichen Zeitaltern, innerhalb derer sich die wiederverkörpernden menschlichen Seelen weiterentwickeln. [... d] Jede dieser „Kulturepochen” steht unter dem Motto der Arbeit an einer bestimmten Bewusstseinsqualität. Die kulturelle Evolution der Menschheit ist so gleichzeitig die Evolution der Individuen. Selbstverständlich bleiben dabei immer Reste früherer Kulturen erhalten, während sich schon erste Ansätze der zukünftigen anbahnen.
In der Gegenwart haben wir eine Situation der Gleichzeitigkeit von sehr unterschiedlichen äußeren Kulturen, die aber doch unter dem gemeinsamen Vorzeichen eines Übergangs zu einer neuen Bewusstseinsstufe stehen. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass gegenwärtig die menschlichen Seelen, die sich verkörpern, sehr viele Möglichkeiten haben, auch um verpasste Entwicklungschancen in einem geeigneten kulturellen Umkreis nachzuholen. Alle Kulturen sind dabei grundsätzlich „gleichberechtigt” in ihren unterschiedlichen Werten und Traditionen.
In der Reinkarnationstherapie stellt sich aber auch heraus, dass es bestimmte Kulturen gibt, die eher zum „Bleiben” einladen. Sie formen die Seelen so, dass sie sich oft wiederholt in dieser einen Kultur inkarnieren.
S.24
Die Seelen, die sich verkörpern, treten gerade aus der Seelenwelt wieder heraus. Aber längst nicht alle von ihnen haben die ganze Reise durch alle Sphären [e] und „Ringe” hindurch bis in die rein geistige Welt hinter sich gebracht, nicht alle haben das bei Monroe [f] geschilderte „Verschwinden” und das „zweite Sterben” bei Fortune [g] oder die von Steiner beschriebene „Weltenmitternacht” durchgemacht. Genauso, wie auf der Erde nicht alle Menschen ein Alter von 70 Jahren erreichen, manche sogar viel kürzer bis hin zu wenigen Tagen leben, verhält es sich auch in der unstofflichen Welt. Manche sind hier nur bis in die untersten Kreise vorgestoßen - ihre starke Sehnsucht nach dem Körperlichen [h] trieb sie sofort zu einer neuen Verkörperung.
Nur ein richtiges „Zwischenleben” aber kann das Verzehren oder Verarbeiten der Erlebnisse des vergangenen Lebens gewährleisten, damit diese Erlebnisse für ein folgendes Leben fruchtbar gemacht werden können. Dazu gehört auch alle „Wiedergutmachung”[i] und das weitere Arbeiten an den eigenen Idealen. Das jeweilige Schicksalsmuster zieht auf dem Weg zur neuen Verkörperung die noch unverarbeiteten Seelenanteile wieder an sich, so wie seelische Energie immer die Neigung hat, an etwas zu haften, was ähnlich „schwingt”.
S.62
Marianne Carolus
aus «Wie Schicksal spricht»
Unsere Anmerkungen
a] Inkarnation von lat. caro, carnis f. ~ Fleisch (im Unterschied zu Carni, einem Keltenstamm in Kärnten)
b] was allerdings die Einzigartigkeit der eigenen Kultur relativiert
c] vgl. »TzN Nov.2003«
d] vgl. Mbl.7
e] vgl. Mbl.8
f] Robert Allen Monroe
g] Dion Fortune
h] Buddha nennt dies bhava tanha (~ Durst nach Dasein).
i] besser, weil wertfrei: „Gegengewichtung” im Sinne eines erstrebten Gleichgewichts
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn201302.htm