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Namensgebung
Fragment 1074
Schemhamphorasch - Name des Namens. Die reale Definition ist ein Zauberwort. Jede Idee hat eine Skala von Namen - der oberste ist absolut und unnennbar. Die Namen werden nach der Mitte zu gemeiner und gehn endlich in antithetische Namen über, von denen der höchste wieder namenlos ist.
Novalis
aus «Gesammelte Werke - Dritter Band»; S.99
1 Es ist auch die Erkenntnis, dass der Name Zoroaster gerade «Goldstern» [a] bedeutet, im geisteswissenschaftlichen Sinne nicht gegen den alten Glauben sprechend, sondern bestätigt ihn eher. Zarathustra oder Zoroaster war eben ein «Stern des Glanzes», und die frühere Namensgebung, sowohl von Menschen wie von Sternen, war keine willkürliche, sondern eine tief bedeutsame. - In humorvoller Weise führte Rudolf Steiner einmal aus, dass man heutzutage von den Sternen wesensgemäss nur noch die Namen kennt, daher nur eine Astronomie hat, nicht mehr Astrologie oder Astrosophie.[b] Diese Namen - und insbesondere diejenigen der Planeten, Saturn, Jupiter usw., die aus alter Vorzeit [c] zu uns gekommen sind, sind solcherweise aus Konsonanten und Vokalen zusammengesetzt, dass in ihnen das Wesen des Planeten oder des Sternes wie in kosmischer Sprache tönt.[d]
Elisabeth Vreede
aus «Astronomie und Anthroposophie»; S.284
2a Während die Merkaba-Mystiker [e] ihre Offenbarung beim Aufstieg vor den Thron erhielten, erhielt Markos [f] die seine, indem die allerhöchste Tetras [g] «aus unsichtbaren und unnennbaren Orten in der Gestalt eines Weibes zu ihm niederstieg, da die Welt ihre männliche Gestalt nicht zu ertragen vermocht hätte, und offenbarte ihm ihr eigenes Wesen und die Entstehung des Alls¹⁵». Diese Entstehung ist das Eintreten des gestaltlosen Gottes in die Gestalt: «Als am Anfang der vaterlose Vater, der weder mit dem Gedanken erfaßt wird noch eine Substanz hat und der weder Mann noch Weib ist, sein unaussprechliches Wesen aussprechlich und sein unsichtbares Wesen sichtbar machen wollte, öffnete er seinen Mund und brachte ein Wort hervor, das ihm ähnlich war. Indem es zu ihm trat, zeigte es ihm, was es war, indem es als die Gestalt des Unsichtbaren (<tu aoraton morje>) in Erscheinung trat.» Dies «Wort» wird zwar bei Valentinus [f] und Markos in der Folge auf den Logos und Christus bezogen, ist aber im Zusammenhang seiner Spekulation ursprünglich nichts anderes als der große Name Gottes, in dem das unaussprechliche Wesen Gottes aussprechbar, Ausdruck und Gestalt wird. Markos schildert dann, wie das Aussprechen dieses Namens zustande kam und geschah. Das erste Wort des großen Namens bestand aus dreißig Buchstaben, die jeder ein besonderes Wesen und Gestalt haben und von denen keiner die Gestalt dessen erkennt, von dem er selbst nur ein Buchstabe ist. «Mit dem Laut, den er selbst ertönen läßt, glaubt er das All mit Namen zu nennen. Denn jeder von ihnen hält seinen Laut für das Ganze, obwohl er doch nur ein Teil des Ganzen ist, und er hört nicht auf zu tönen, bis er in seinem Ton bis zum letzten Zeichen des letzten Buchstabens gekommen ist ... Die Laute aber formen den wesenlosen und ungezeugten Äon [h], und sie sind die Gestalten, die der Herr Engel nannte und die beständig das Gesicht [i] des Vaters schauen.» So ist also jedes einzelne Zeichen von unendlicher Mächtigkeit, und die Buchstaben des vollen Namens des Urvaters sind von unendlicher Tiefe. «Deshalb hat auch der Urvater, der sich seiner Unerfaßbarkeit bewußt ist, den Buchstaben, die er auch Äonen nennt, einzeln die Fähigkeit verliehen, die eigene Aussprache erschallen zu lassen, da der einzelne nicht imstande war, das Ganze auszusprechen.»
2b Nach dieser Offenbarung des Geheimnisses des höchsten Namens, der sich in seine Elemente zerlegt, erhält Markos von seiner Führerin [k] die Offenbarung der Wahrheit selbst, «denn ich brachte sie aus den oberen Wohnungen herab, damit du sie nackt sähest und ihre Schönheit kennenlerntest, aber auch sie sprechen hörtest und ihren Verstand bewundertest». Hierauf folgt die Aufzählung der Glieder dieser mystischen Gestalt vom Haupt bis zu den Füßen und ihrer geheimen Namen, die nichts sind als Kombinationen des ersten und letzten Buchstabens des Alphabets, des zweiten und vorletzten und so weiter in dieser Folge. So stellt denn für Markos das Alphabet in seiner Gesamtheit die mystische Gestalt der Wahrheit dar, die er - ganz entsprechend der jüdischen Terminologie vom «Körper der Schechina [l]» als den «Körper der Wahrheit» (<sōma ten aletheias>) bezeichnet und als die Figur des Urelements, das bei ihm der Urmensch, Anthropos,[m] heißt. «Hier ist die Quelle jedes Wortes, der Ursprung jeder Stimme, der Ausspruch alles Unaussprechlichen und der Mund des verschwiegenen Schweigens.»
Gershom Scholem
15) Irenaeus, ed. Harvey, p.129. Adversus Hæreses I»; S.227ff]
aus «Von der mystischen Gestalt der Gottheit»; S.18f
Unsere Anmerkungen
a] in Bezug auf Sirius, den hellsten Stern der nördlichen Himmelshemisphäre
b] vgl. «E+E»: Anm.5
c] nämlich aus altrömischer
d] Die so entstandene Lautierung entfaltet ihre jeweils abgewandelte Wirksamkeit, ihren Sprachzauber, sogar noch in abstrakten Begriffen (zB. Semantik).
e] Die Wagen-Mystik war eine Vorläuferin der Qabbalah. In Anlehnung an den Feuerwagen des Elijahu (2Reg.2,11-12) sprach jene vom Weg durch die sieben Himmel bis vor den Thron des Erhabenen.
f] Schüler des Gnostikers Valentinos
g] Vierfaltigkeit, die sich zB. in der Weisheit (3+1) offenbart, oder auch im Viergetier (Engel-Stier-Löwe-Adler, Grundwesensgestalt des Tierkreises)
h] vgl. Aion (lexikalisch)
i] vgl Mbl.13: Antlitz Gottes
k] wie Dante von seiner Beatrice
l] Die SCHECHINAH gilt als Einwohnung Gottes.
m] der ADAM QADMON, dem es im Garten Eden zukam, die Geschöpfe zu benennen (Gen.2,19)
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn201112.htm