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Neudenken:
Der leise Ruf
Es ist sehr notwendig, einen erfahrenen Meister zu haben, der die Seele zu führen versteht. Wenn sie aber keinen Meister findet, so wird der Herr ihr helfen, so wie er auch mir nicht gefehlt hat, da ich die wurde, die ich bin.
«Libro de la Vida»; 40,8
Einmal, als ich ins Gebet versenkt war, verstand ich in einem Augenblick - ohne etwas Bestimmtes zu sehen, aber es war eine ganz klare Erkenntnis -[a], daß man in Gott alle Dinge schaut, weil er alle in sich enthält. Ich könnte die Gottheit einem klaren Diamanten vergleichen, viel größer als die ganze Welt. Da er alles umschließt, erblickt man in ihm all unser Tun wie in einem Spiegel.
«Libro de la Vida»; 40,10
Wir waren alle zum Chorgebet versammelt, da zog sich plötzlich meine Seele ins Innere zurück; sie erschien mir wie ein ganz leuchtender Spiegel, nicht mit Rahmen oder Rückseite, sondern nur Klarheit, und in der Mitte zeigte sich mir Christus, unser Herr, so wie ich ihn immer sehe. Es war mir, als sähe ich ihn deutlich in allen Teilen meiner Seele gespiegelt, und zugleich formte sich dieser Spiegel in einem höchst liebevollen Empfinden zur Gestalt unseres Herrn - ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.
«Libro de la Vida»; 40,5
Wenn wir uns bemühen, reicht uns Gott die Hand. Ihr müßt nicht fürchten, er werde euch im Stich lassen. Und da wir um der Heiligkeit willen hier sind, Hand ans Werk!, wie man so sagt. Es darf keinen Wunsch des Herrn geben, den wir nicht mit seiner Hilfe zu erfüllen suchen. Diesen Anspruch stelle ich in diesem Hause, und die Demut wird dabei wachsen: Eine heilige Kühnheit müssen wir haben, denn Gott hilft den Mutigen ohne Ansehen der Person.
«Camino de Perfección»; 16,8
Das erste, was uns seine Majestät über das Gebet lehrt, ist, daß wir in die Stille [b] gehen müssen. Er selbst pflegte in der Einsamkeit zu beten. Wir müssen in die Stille gehen, damit wir verstehen, mit wem wir zusammen sind, und hören, was der Herr auf unsere Bitte antwortet. Oder meint ihr, er schweige, nur weil wir ihn nicht hören! Von Herzen gebeten, spricht er zum Herzen. Wir tun gut daran, uns vorzustellen, daß er selbst uns dieses Gebet gegeben hat und daß der Meister sich nie so weit vom Schüler entfernt, daß dieser nach ihm rufen müsse; nein, er bleibt ihm ganz nah. Ich möchte, daß ihr daran denkt, wenn ihr das Vaterunser [c] betet: haltet euch an den Meister [d], der es euch lehrte.
«Camino de Perfección»; 24,4
Nun berichtet uns der Heilige Augustinus, daß er Gott allenthalben suchte, bis er ihn endlich im eigenen Inneren fand. Ihr müßt euch einmal vorstellen, wieviel diese Wahrheit für eine allenthalben verstreute Seele bedeutet, wenn sie erkennt, daß sie nicht zum Himmel aufsteigen muß, um mit dem Vater [e] zu reden, und daß kein lautes Rufen nötig ist, um seine Liebe zu erfahren. Wie leise sie auch spreche, er ist so nah, daß er sie hört. Sie braucht keine Flügel, um zu ihm zu gelangen, nur in die Einsamkeit muß sie gehen, in ihr Inneres schauen und sich nicht wundern über einen so hohen Gast. Vielmehr spreche sie ihn sehr demütig an als ihren Vater, bitte ihn als ihren Vater, berichte ihm von allen Nöten und welcher Hilfen sie bedarf, immer im Bewußtsein ihrer Unwürdigkeit als Tochter des Herrn.
«Camino de Perfección»; 28,2
Teresa von Ávila
aus «Der nahe Gott»; S.141f u.149ff
Unsere Anmerkungen
a] eine nicht übertragbare Evidenzerfahrung
b] vgl. MblB.E: Anm.36
c] vgl. Mbl.5a
d] Jehoschuah (vgl. Mbl.25)
e] Aspekt, der hier das Mütterliche miteinbezieht (vgl. «E+E»: Abs.421} u. Abs.911})
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn201101.htm