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Neudenken:
Beruf und Selbsterkenntnis
Wenn die Wahl des Berufes schwierig ist, weil keine spezifische Neigung für einen Beruf vorliegt, oder wenn man schon in einem Beruf steht, der einen nicht oder nicht ganz befriedigt - und man weiß auch keinen anderen, der einem besser entsprechen würde -, dann ist es an der Zeit, das Schwergewicht des Lebens zu verlegen und die Befriedigung auf einem anderen Gebiet zu suchen. Das ist die Ursache, warum Hobbys so verbreitet sind.[a]
Die Menschen, die keinen zu ihnen passenden Beruf finden, sind nicht etwa weniger wertvolle Menschen. Sie haben sicherlich ein Interesse, nur ist dieses meistens verdeckt. Sie selbst können es nicht formulieren, und es ist in dem großen »Angebot« auch kaum zu finden. Einerseits können die Betreffenden es nicht erkennen, andererseits ist etwas, was im Dickicht der »Geschäfte« nicht Geschäft ist, kaum erkennbar. Durch das Ins-Wanken-Geraten der traditionellen Stützen und Regeln für das Leben sind die Menschen verunsichert. Wenn ich eine brennende Unsicherheit - was ist der Sinn des Ganzen? - in mir trage, wie könnte mich ein Beruf ganz ausfüllen? Früher haben sich mit solchen Fragen nur einzelne »Auserwählte« befaßt. Heute sind sehr viele »auserwählt«, ohne es zu erkennen. Es fand eine Bewußtseinsentwicklung besonders stark in der weißen Menschheit statt,[b] mit positiven und negativen Folgen. Viele Menschen sind an Fragen dieser Art interessiert. Das Ideal wäre die sachgemäße Beschäftigung mit solchen Fragen in der Freizeit anstatt eines üblichen Hobbys. Diese Fragen sind die andere Seite der realen Selbsterkenntnis und tragen zu ihr bei. Man durchschaut die Situation der Menschheit und seine eigene besser und kommt zu einer Selbsterfahrung: Man erkennt sich als den Erkennenden,[c] damit ist jede Unsicherheit behoben. Dann kann der an sich nicht befriedigende Beruf aufs beste ausgeübt werden, ohne Nebenziele wie die Selbstbestätigung dabei zu verfolgen. Es ist gut, wenn man Befriedigung im Beruf findet. Wenn diese aber nicht dem sachlichen beruflichen Tun gilt - dem Heilen beim Arzt, dem Unterrichten beim Lehrer, dem Schuh von guter Qualität beim Schuster -, sondern dem »Erfolg«, dann ist die Qualität der Arbeit nicht gewährleistet. Es gibt bekanntlich Fälle, wo Erfolg und die Qualität der Arbeit oder Leistung nicht immer Hand in Hand gehen.[d] Bei Menschen, die hier charakterisiert worden sind, ist es an der Zeit, sich mit Fragen allgemein-menschlicher Art zu beschäftigen: Wer ist der Mensch? Was ist Schicksal? Was heißt Weltentwicklung? Was ist Geist? Oder: was ist die Sprache? Sie werden deshalb im Beruf nicht schlechter dastehen, im Gegenteil.
Georg Kühlewind
aus «Vom Normalen zum Gesunden»; S.142f
Unsere Anmerkungen
a] Im Gegenzug wird eine ernsthafte Beschäftigung in der „Freizeit” meist als „privates” Steckenpferd missverstanden.
b] deren Ergebnisse dann über die bewohnte und nicht bewohnte Erde exportiert wurden und werden
c] also als Subjekt, von dem jede Erkenntnis ausgeht (vgl. «E+E»: Anm.54)
d] Das beleuchtet auch die Problematik von Erfolgshonoraren oder Bonuszahlungen, wobei üblicherweise die Qualität mit der Quantität verwechselt wird, ganz zu schweigen von den widersprüchlichen, weil willkürlichen Kriterien, nach denen eine menschliche Leistung beurteilt wird.
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn200904.htm