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Nachdenken:
Der große Plastiker
Was für ein Element ist der Kohlenstoff eigentlich? In welchen Erscheinungsformen tritt er auf? Und welche Bedeutung hat es, dass die Menschheit heute das Kohlenstoffkapital hemmungslos verbraucht? Der vertiefende Blick auf den Kohlenstoff kann als Unterstützung für eine individuelle Urteilsbildung dienen.
Kohlenstoff [a] steht mit 0,087 Prozent an 13. Stelle in der Häufigkeit der Elemente, die die äußere Erdkruste (16 Kilometer) aufbauen.[b] Als Mineral, das heißt aus dem Weltenzusammenhang herausgefallener Stoff, tritt er im Zustand des Festen in elementarer Form, also als reiner Kohlenstoff, als der durchlichtete, kristalline Diamant, der härteste [c] Naturstoff (D10) und als der undurchsichtige, schwarzgraue Grafit auf, der hexagonal kristallisiert, in seiner Schüppchenstruktur aber eher einen amorphen Charakter hat und zu den weichsten Stoffen gehört (D1). Allein schon diese Polaritäten, einmal als härtester und einmal als weichster mineralischer Naturstoff zu erscheinen, einmal dem Lichte, einmal der Dunkelheit verwandt, einmal hoch kristallin und einmal mehr amorph, weist auf seine einzigartige Eigenschaft hin, im Lebendigen jede nur denkbare plastische Form herausgestalten zu können. Ebenso in fester Gestalt erscheint der Kohlenstoff im Gemenge mit anderen Stoffen als Kohle, ein Aussonderungsprodukt aus Lebensvorgängen früherer Erdzeitalter. Entsprechend ihrem organischen Ursprung ist der Kohlenstoff in den Kohlen in ähnlicher Art mit den anderen vier Geschwistern, Sauerstoff [d], Wasserstoff [e], Stickstoff [f] und Schwefel [g], vergesellschaftet. Es ist die gleiche Zusammensetzung, die wir im Eiweiss und im Humus antreffen.
Die flüssige und die gasige Natur
Eine zweite Erscheinungsform des Kohlenstoffes liegt in flüssiger Form als die verschiedenen Erdölarten vor. Sie entstammen, wie die Kohle, den früheren Erdzeitaltern der Atlantis (Tertiär) und der Lemuris (Paläozoikum und Mesozoikum) [h] und wie diese treten sie nur in Sedimentgesteinen auf. Beim Erdöl handelt es sich hauptsächlich um Kohlenwasserstoffe, das heißt, der Sauerstoff- und Stickstoffanteil tritt stark zurück. Ihre Entstehung ist ebenfalls organischen Ursprungs, im Gegensatz zur Kohle aber von niederen, im Wasser lebenden Mikroorganismen (Plankton), vor allem den fettreichen Algen, herstammend.
Eine dritte Erscheinungsform des Kohlenstoffes ist schließlich gasiger Natur, das Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO₂) und dann vor allem das Erdgas. Letzteres ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, allen voran 80 bis 95 Prozent Methan,[i] deren Vorkommen mit den Erdölgebieten identisch ist.
Der Kohlenstoff erscheint also in den drei Zuständen des Festen, Flüssigen und der Luft, wobei allen drei Zuständen ein hoher Gehalt latenter Wärme [k] eigen ist, vor allem den Kohlenwasserstoffen, mit Ausnahme des Kohlendioxids (CO₂). Dieses stellt als Gas das tote Endprodukt der Verbrennung, die höchste Oxidationsstufe des Kohlenstoffes, dar. Ebenso verbrennen die Kohlen mit wechselnden Ascherückständen sowie das Erdöl beziehungsweise seine Derivate zu CO₂. Dasselbe Endprodukt entsteht im Lebendigen bei der Atmung von Mensch und Tier, der Wurzelatmung der Pflanzen, der Bodenatmung und bei der Kompostierung, das heißt bei jeglicher Zersetzung von organischer Substanz.
Erstarrung und Bildsamkeit
Die Gasform des CO₂ ist der mineralisch tote Zustand des C; im Flüssigen löst es sich zur Kohlensäure [l] und erstarrt im Zustand des Festen zu den Karbonaten, zum Beispiel Kalk [m]. Dagegen kann der Kohlenstoff im CO₂ in den Lebensprozessen der Pflanze am Sonnenlicht [n] wieder seine Bildsamkeit zurückgewinnen. Dieser Vorgang der Kalkbildung, unter Bindung erheblicher Mengen an CO₂ aus dem Meerwasser, findet auch rezent in den Weltmeeren statt. Es ist dies ein wesentlicher Faktor in der Steuerung des CO₂-Gehaltes der Lufthülle.
Der Kohlenstoff ist folglich in allen Zuständen des Physischen, in Erde, Wasser, Luft und Wärme anwesend. Selbst im höchsten Zustand der Verdichtung, dem Diamant, hält er seine Beziehung zur Wärme aufrecht. In den Heraussonderungen aus der belebten Natur, wie Kohle, Erdöl und Erdgas, aber auch in allen organischen Rückständen, ist die Wärme gefesselt; sie ist latent und wird durch die Verbrennung frei. Im Lebendigen der Pflanzenwelt aber wird der Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid unter Mitwirkung des Schwefels, des Vermittlers der Gestaltungskraft des Geistigen, des Wasserstoffs, des Wärmevermittlers, und des Sauerstoffs, des Lebensvermittlers,(S.64ff)* in den Zustand der Wärme erhoben. Der Kohlenstoff erhält seine Bildsamkeit zurück. Er findet wieder Anschluss an die Bildekräfte des Kosmos. Der äußere Ausdruck dessen ist die Zuckerbildung, eine Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffverbindung. Hier im durchlichteten Blattgrün offenbart der Kohlenstoff im Stadium nascendi sein Wesen, dasjenige, «der Träger aller Gestaltungsprozesse», «der große Plastiker» in der Natur zu sein (S.66). Hier ist er der Stoff, der sich, vermittelt durch den Sauerstoff, der im Licht heranflutenden Ätherwelt erschließt, zunächst dem Wärme- und Lichtäther in Wärme und Luft, dann sich verdichtend im Wässrigen dem chemischen Äther, vor allem in der Eiweißbildung, und weiter sich verdichtend zum Festen, dem Lebensäther in der Gerüst-, Holz- und Wurzelbildung. Der Kohlenstoff entfaltet so seine Bildsamkeit durch das, was er aus den Äthersphären des Kosmos empfängt, und daraus plastiziert er in allen Zuständen des Physischen die Substanzen und Formen der Pflanzenwelt. Auf jeder Stufe der Verdichtung steht am Ausgangspunkt die vom Wärme- und Lichtäther getragene Bildsamkeit des Kohlenstoffs. Im Fortschreiten dieser Verdichtung, zum Beispiel in der Verholzung, verliert sich diese Bildsamkeit, die Form ist herausplastiziert, und Licht und Wärme gehen in den latenten Zustand über.
Auf diese Weise vollzieht sich jedes Jahr im Werden und Vergehen der Pflanzenwelt jener Prozess, der in früheren Erdzeitaltern der Lemuris und Atlantis zu den gewaltigen Absonderungen geführt hat, die dann als fossile Energieträger in das Anorganisch-Erdige übergegangen sind. Sie tragen die Wärme und das Licht, dem sie ihre Entstehung verdanken, gefesselt in sich und geben diese wieder frei, wenn sie verbrannt werden.
Klimawandel
Mit diesem unvermehrbaren Kohlenstoffkapital der Vergangenheit wuchert die Menschheit heute. Ihr unstillbarer Energiehunger zehrt dieses Kapital auf unter Freisetzung von Wärme und Gas, dem Kohlendioxid. Der um die Erde herum in der inneren Lufthülle sich aufbauende Schadstoffmantel - es sind neben dem Kohlendioxid und anderen Gasen die fein dispersen Aerosole, unter anderem beispielsweise alle Arten von Pestiziden - schränkt einerseits die erhöhte Wärmeabstrahlung der Erde aus der Verbrennung der fossilen Energieträger ein und heizt sich andererseits durch Absorption der kosmischen Strahlung auf. Man nennt dies den Treibhauseffekt. Parallel zu dem massiven Anstieg gerade der CO₂-Emissionen bei gleichzeitigem Roden riesiger Regenwaldgebiete in den Tropen, die das CO₂ absorbieren, in den letzten 30 Jahren ist ein globaler Klimawandel in Richtung extremster Witterungslagen nicht mehr wegzuleugnen. Diese Tatsache erweckt immer mehr Aufmerksamkeit. Allein die Lösungsansätze und deren Umsetzung sind ein Tropfen auf den heißen Stein, ersichtlich aus der Tatsache, dass 2005 der bisher höchste CO2-Pegel in der Luft gemessen wurde. Gesetzesregelungen auf diesem Gebiet sind das eine, das andere aber sind die individuelle Urteilsbildung in der Sache und die Handlungskonsequenzen, die jeder Einzelne daraus zieht.
Manfred Klett
*) Die in Klammern gesetzten Seitenzahlen beziehen sich auf: Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Landwirtschaftlicher Kursus (GA 327).
aus »Das Goetheanum« 2007/5; S.6
Der Stein der Weisen
Sehen Sie, wenn man den menschlichen Organismus hat in seinen Gliedern, Ichorganisation, Astralleib, Ätherleib, physischer Leib,[o] kann man sagen: Durch das Gold [p] wird die Ichorganisation fähig, bis hinunter in den Ätherleib zu wirken. Der Ätherleib kann dann auf den physischen Leib weiter wirken. Aber das Gold bewirkt, daß man tatsächlich die Gedanken bis in den Ätherleib hinein mächtig erhalten kann.
Was ist der entgegengesetzte Pol? Nun, wenn wir eben eine diesem Pfeil hier [q] entgegengesetzte Wirkung hervorrufen! Diese Wirkung aber, das ist eben diejenige, die sich uns darstellt, wenn gerade die Lebensluft, der Sauerstoff, das Oxygen, angezogen wird von etwas im Menschen oder von etwas in der Natur. Und so wie das Gold hartnäckig gegen den Sauerstoff ist, ihn abstößt, ihn nicht will und dadurch zunächst keinen Einfluß auf den Ätherleib, auf den Astralleib hat, sondern nur auf die Gedankenwelt der Ichorganisation, so hat im Menschen dasjenige, was Kohlenstoff ist, eine unmittelbare Verwandtschaft zu der Lebensluft. Wir atmen ja Kohlensäure [r] aus, wir machen Kohlensäure, verbinden Kohlenstoff mit Sauerstoff. Die Pflanze braucht Kohlensäure zu ihrem Leben. Der Kohlenstoff, er hat gerade die entgegengesetzte Eigenschaft vom Golde.
Nun, dieser Kohlenstoff spielte eine große Rolle in urältesten Mysterien. Denn man sprach auf der einen Seite vom Golde als ganz besonders wichtiger Substanz, wenn man den Menschen betrachten will, man sprach auf der anderen Seite vom Kohlenstoff. Und vom Kohlenstoff sprach man in den ältesten Mysterien so, daß man ihn nannte den Stein der Weisen.[s] Und Gold und der Stein der Weisen waren sehr wichtige Dinge in diesen älteren Zeiten - Gold und der Stein der Weisen. Kohlenstoff war der Stein der Weisen.
Rudolf Steiner
in Dornach, am 23.Dez.1923 (in «GA 232»; S.208f)
Unsere Anmerkungen
a] C (carbonium): relative Atommasse 12,011; Protonenzahl (Ordnungszahl) 6
b] an 1. Stelle Si (silicium): relative Atommasse 28,086; Protonenzahl 14
c] Eine wesentliche Eigenschaft der physischen Stofflichkeit (aus Materie zusammengefügt; vgl. WfGW-MblB.E: Anm.220) ist ihre Härte.
d] O (oxygenium): relative Atommasse 15,9994; Protonenzahl 8
e] H (hydrogenium): relative Atommasse 1,0079; Protonenzahl 1
f] N (nitrogenium): relative Atommasse 14,0067; Protonenzahl 7
g] S (sulphur): relative Atommasse 32,06; Protonenzahl 16
h] Das Vergleichen der geisteswissenschaftlichen Erdepochen mit den naturwissenschaftlichen Erdzeitaltern ist recht umstritten.
i] Sumpfgas (CO₄); ferner Ethan (C₂H₆), Propan (C₃H₈) und Butan (C₄H₁₀)
k] vgl. Mbl.6
l] H₂CO₃
m] CaCO₃
n] Photosynthese
o] vgl. Mbl.5
p] Au (aurum): relative Atommasse 196,9665; Protonenzahl 79
q] laut der im Buch abgebildeten Skizze herabweisend von Ich-Org. über Astralleib in Ätherleib
r] veraltete, weil missverständliche Bezeichnung von CO₂ - vgl. Anm.l
s] in der Alchimie als Lapis philosophorum bekannt, als Urstoff aller Dinge und daher alles Dingliche verwandelnd - siehe auch Bereitung des Steins der Weisen
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn200706.htm