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Nachdenken:
Heilslehre des Buddha
1 Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden. Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden, mit Unliebem vereint sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden: kurz die fünferlei Objekte des Ergreifens sind Leiden.[a]
2 Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Enstehung des Leidens: es ist der Durst, der zur Wiedergeburt führt, samt Freude und Begier, hier und dort seine Freude findend: der Lüstedurst, der Werdedurst, der Vergänglichkeitsdurst.
3 Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: die Aufhebung dieses Durstes durch restlose Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren.
4 Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Wege zur Aufhebung des Leidens: es ist dieser edle achtteilige Pfad,[b] der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken.
5 Ich streite nicht mit der Welt,[c] ihr Mönche. Sondern die Welt streitet mit mir. Wer die Wahrheit verkündet, ihr Mönche, streitet mit niemandem in der Welt.
6 Was für Körperlichkeit, Empfindungen, Vorstellungen, Gestaltungen, was für Erkennen es nur immer gibt, vergangene, künftige, gegenwärtige, in uns oder außerhalb, stark oder zart, gering oder hoch, in Ferne oder Nähe: sie sind nicht mein, sind nicht ich, sind nicht mein Selbst.
7 Wer es also ansieht, ihr Mönche, ein kundiger, edler Hörer der Lehre, wendet sich ab von der Körperlichkeit, wendet sich ab von den Empfindungen, wendet sich ab von den Vorstellungen, wendet sich ab von den Gestaltungen, wendet sich ab vom Erkennen. Indem er sich davon abwendet, wird er frei vom Begehren. Durch Freiheit vom Begehren wird er erlöst. Vernichtet ist die Geburt, vollendet der heilige Wandel, erfüllt die Pflicht; keine Rückkehr gibt es mehr zu dieser Welt.[d]
8 Sollten, ihr Mönche, andersgläubige Pilger fragen, worin wohl die sämtlichen Erscheinungen wurzeln, wodurch sie erzeugt werden, woraus sie entstehen, was sie zusammenhält, worin sie gipfeln, wodurch sie beherrscht werden, was ihr Höchstes ist, ihr Kern, ihre Zuflucht und ihr Endziel, so habt ihr ihnen auf diese Fragen zu erwidern: „Im Willen [e], ihr Brüder, wurzeln alle Erscheinungen, durch Aufmerksamkeit werden sie erzeugt, aus dem Sinneneindrucke entstehen sie, das Gefühl hält sie zusammen, in der Sammlung wurzeln sie, durch Achtsamkeit werden sie beherrscht, die Einsicht ist ihr Höchstes, die Befreiung ihr Kern, das Todlose ist ihre Zuflucht und ihr Endziel das Nirwana [f].”
Buddha Gotama
aus »Worte der Vollendung«
Unsere Anmerkungen
a] Das alliterierende Wiederholen ist ein wichtiges Lehr- und Erziehungsmittel östlicher Weisheit.
b] vgl. Mbl.21: Anm.2
c] vgl. Jh. 12,47
d] die klassische buddhistische Heilslehre: Erlösung durch Weltentsagung (vgl. «Mahanidana Sutta»), die als Weltflucht missverstanden werden kann
e] vgl. die Philosophie des Willens von Arthur Schopenhauer
f] das unoffenbare Sein hinter der Schöpfung (vgl. Mbl.15), weder mit Pralaja (vgl. Mbl.6: Anm.1) zu verwechseln, noch mit TAHOM (hebr.: Urwasser; Chaos) oder gar nihil (lat.: Nichts)
https://wfgw.diemorgengab.at/tzn200604.htm