Die
zum IMPRESSUM
bietet hier eine poetische Studienhilfe an:
Eamsyne und Earasyn
II
Vom Fragen
71} ¯ Lange schon ruhst du am Stamm hier und wartest.(46) Was sinnst du weiter? Hast du denn nicht alle nötigen Antworten bekommen?
72} _ Nun, ich habe viele Anregungen bekommen. Sie eröffnen allerdings mehr Gruben, als sie ausleuchten. Manchmal denk'ich, ich hätte mit dem Fragen gar nicht beginnen sollen.
73} ¯ Bleibt nicht dein ganzes Leben ein einziges Fragen?
74} _ Kann man so sehen. Doch muss ich in meinem Leben auch Lösungen finden.
75} ¯ Musst du?
76} _ Soll ich am Ende ohne irgendein Ergebnis dastehen, meinetwegen daliegen? Mit leeren Händen zurückkommen? Wer im Schwerelosen verharrt, überblickt das Irdische mit Leichtigkeit. Wie wunderbar erscheinen da zum Beispiel mächtige Wolkenwirbel in ihrer lautlosen Schönheit. Manche glauben, es müsse ein Vergnügen bereiten, darin zu schwimmen. Vielleicht gilt das für Engel. Wenn ich jedoch darunter bin, dann steh'ich nicht lange aufrecht! Wasserfluten, Schlammlawinen - bist du ersteinmal ins Leben eingestrudelt, entkommst du den einverwobenen Belastungen nicht so einfach.
77} ¯ Ohne jene Belastungen kein Fortschreiten, Mein Bequemer, kein Steigen.
78} _ Und kein Abstürzen, Allgütige! Neinnein, ohne immer wieder zu fragen geht das nicht. Von den verschiedensten Seiten wollen die Erscheinungen beleuchtet sein, wenn sie begriffen werden sollen.(53) Und ohne Begreifen kein vernünftiger Umgang mit ihnen.
79} ¯ Dazu gaben Wir dir Verstand.
80} _ Der hilft mir wenig. Man sagt zwar, nur durch den Verstand sei die Welt zu begreifen, aber das ist ausgemachter Blödsinn.
81} ¯ Wer ist „man”?
82} _ Ach, wir haben hier welche, die sich stark aufspielen und allerlei Zauber aufführen. Streng behaupten sie, der Verstand allein, die Ratio wäre in der Lage, einen Gegenstand zu erfassen; dabei habe das Gemüt zu schweigen. Das nennen die dann objektiv! Und obendrein sei alles und jedes endgültig festgelegt, determiniert.(54) Wenn du vernünftig gegensteuerst und aus deiner Erfahrung berichtest, dann verweigern sie einfach das Gespräch, indem sie dir von oben herab bedeuten, das sei subjektiv. Prüfst du aber, was sie vorlegen, merkst du bald, wie einseitig ihre Vorstellungen sind, wie wenig sie überhaupt in der Lage sind zu beurteilen, was sie gefunden zu haben meinen. Hauptsache, es funktioniert! Entsprechend viel Unsinn geht von ihnen aus, den sie dir dann als Fortschritt verkaufen möchten.
83} ¯ Ist das wirklich so schlimm?
84} _ Meingott, schlimm ... dumm ist es vor allem. Schlimm wird's, wenn sie zu basteln beginnen und ohne jedes Gespür für ihr Tun und Lassen allerlei Dreck ins Irdische schleudern. Naja, nicht ausschliesslich Dreck - ich bin ungerecht. Nutz'ich ja ebenfalls, was sie an Bequemlichkeit erfunden haben, schon weil ich mich unter ihnen sonst kaum bewegen könnte, obwohl mir selten wirklich angepasste Umsetzungen begegnen. Du solltest sie sehen, wie sie uns ihre Halbwahrheiten raffiniert aufnötigen wollen; wie sie durch Prüfungen all die von uns herauszusieben bemüht sind, die ihr Gedankenspiel nicht denkfaul teilen! Und wie sie einander Preise für oft unausgegorene Unterstellungen und Versuche verleihen und sich dabei recht nobel vorkommen! Wir sollten derlei Jurien und Komitees grad sprengen!
85} ¯ Beruhige dein Blut! Dies wird wohl eine vorübergehende Erscheinung sein. Solche Auswüchse gehören zum Menschwerden dazu. Sogar Gottesleute kamen sich nobel vor! Und vergessen wir nicht die unbedingten Glaubenssätze, die früheren Geschlechtern notwendig erschienen.
86} _ Früheren Geschlechtern? Die Menschheit steckt nachwievor voller Dogmen! Kein Mensch braucht mehr Priester dazu, obwohl es noch genug davon gibt, männliche, weibliche. Viel von sogenannter Erkenntnis ist verworrener Glaube, der einem mehr oder weniger subtil untergejubelt wird. Doch wenn du dem nicht huldigst, wirst du wie eh und je ausgegrenzt, verbannt, wennschon nicht allerorts verbrannt.
87} ¯ Und derlei führst du an, Mein Unzufriedener, dein nicht endenwollendes Fragen zu begründen?
88} _ Wir sind abgeschweift, Friedensspenderin. - Du weisst, mir waren einst Empfindungen geschenkt worden, ein reicher Boden. Auf jenem Humus hab'ich gelernt, Gemüt und Verstand zu ziehen. Nun geht's mir darum, die beiden zu kreuzen, um bewusst zu erfahren, was um mich geschieht und was ich damit zu schaffen habe. Schon aus reinem Empfinden aber ergeben sich zahllose Fragen! Gottseidank kann ich ein paar im Fühlen klären, andre im Denken. Soll das genügen? Keineswegs. Jeder einzelne verwirklichte Schritt stellt mich vor neue Möglichkeiten,(32) verlangt erneut Entscheidung. Von Licht und Schatten red'ich nicht erst!
89} ¯ Rede unverzagt! Jedwede Wirklichkeit war einmal Möglichkeit. Auch wirst du kein Lichtwirken ohne Schattenbildung erfahren können. Wohin Ich schaue, stemmt sich dem Leuchten Finsterndes entgegen. Ein ungeheures Wechselspiel wettert grell über Mein Antlitz. Dem ist das entwunden, was du als Zeitenwelle und Weltraum kennst, Kosmos, Sternenordnung. Siehst sie oder siehst sie nicht, ein jeder Meiner Sterne trägt beider Wirksamkeit in sich und um sich herum. Ebenso, seinem Widerspruch zum Trotz,(55) der Sonnenball, um den die Erde kreist mit ihrem Mond, und er um sie. Nicht anders haben Wir Himmel und Erde entworfen, mein Geliebter und Ich,(56) in ewigem Gespräch. Unermesslich selig klingt Unsere Freude in allem!
90} _ Davor schweig'ich.
91} ¯ Jetzt grad! Schweigst immer dann, wenn Wir der Wahrheit näherkreisen?
92} _ Bringt Wahrheit denn nur Freude zum erklingen?
93} ¯ Was sonst? Sie rührt dich ja, erhellt dich schattenlos in reiner Gegenwart!
94} _ Die ich Dir schulde. Mich schaudert! Was bleibt mir als das Schweigen?(57)
Von Wissen und Leben
95} ¯ Und sieh, aus dem Schweigen geschieht es. Nichts war gewesen. Punkt ist Unsere erste Regung, lautloses Rufen; Wellenschlag ist Unser erstes Tun, warmes Antworten.(58) Damit fangen Wir an. Unsere Offenbarung ist bewegte Fülle.(59) Nenne sie untrennbare Liebesbindung, nenne sie unendlichen Reigen, nenne sie unaufhörliches Gespräch, darin heilige Herrscher (60) Urbild um Urbild erbrüten und in vielerlei Rhythmen erweitern. Im Abbremsen Unseres Schwunges lassen sie die Zeit dehnen und den Raum erstarren. Sie spiegeln Unsere Einheit und schaffen so die Tausend,(61) Spiel reich brechenden Zusammenklangs mannigfaltiger Beziehungen. Wir tönen in allem: abwärts, aufwärts, kreisend, schwingend,(62) wachsend, schwindend. Du magst es ahnen, magst es wissen!
96} _ Der alte Musiker zu Kroton (63) lehrt uns dies mit seiner einen Saite - Aus dem Inselkönigreich vernahm ich ein Echo, das die Musik der Allbeginner kündet.(64) Vom Universum mutmasst eine Ritterstimme, es gleiche eher gewaltigem Zahlenwerk, als einem Zoo oder einer Maschine!(65) Handkehrum schnauben andere: „Nein, gleicht es nicht! Blinder Einfalt ist alles entsprungen in sinnloser Verklumpung. Welcher nackte Affe nicht einsieht, dass seine Gedanken aus feuchtwarmweichen, bananengenährten Windungen gedünstet werden, der träumt jenseits aller Wissenschaft! Was soll da Poesie?”
97} ¯ Singt nicht ein jedes selbst von Unserem beständigen Wirken in ihm?(66) Überall wirst du Unser Abbild finden und nirgendwo nicht. Das allein ist Wissenschaft, Mein Sorgenvoller.
98} _ Das allein, Furchtlose, ist schwer zu gründen, um wieviel schwerer mitzuteilen. Was immer Du schenkst, muss nicht nur im Kopf gehäckselt werden, sondern auch im Herzen bewegt,(67) wobei der Bauch beruhigt sein will. Wer lehrt schon denen diese Fähigkeit, die später Wissenschaft betreiben?
99} ¯ Nicht alles, was als Wissenschaft gepriesen wird, ist eine, und vieles ist Wissenschaft, was von den gerade Federführenden unter euch nicht anerkannt wird. Doch wenden sich stets wieder Suchende an Mich und finden neue Wege.(68) Ihr ändert euch in einem fort, ist kaum der Rede wert!
100} _ Kaum der Rede wert? Die Erde schreit unter der Last, die jene blindwütig anhäufen! Jeder Müll ist ihnen billig, wo mehr ihr unlauteres Forschen befördert wird. Gestaubt wird und gestrahlt und hübsch dazu gelogen! Die Erde schüttelt sich ergiebig und wirbelt Wolken auf in ihrer Not, eingesperrt bereits in Trümmer, die sie wild umkreisen!
101} ¯ Die Erde schreit, sagst du. Schreist nicht vielmehr du? Oder schreit in dir die Erde?
102} _ Schreit sie, schrei'ich - wer wollte das entscheiden! Nur weiss ich, dass wir Menschen weit vom Pfad des rechten Umgangs abgekommen sind.
103} ¯ Das weisst du also! Überschaust der Erde Werden und Vergehen, weisst, was ihr frommt. Wohlvertraut ist dir gewiss, welche der unzähligen Intelligenzen an welcher Stelle ansetzt, um Uns im Planetarischen zu dienen. O meisterliche Wissenschaft!
104} _ Dein Spott trifft mich zu Recht. Trotzdem halt'ich aufrecht: gerade weil das Wissen uns Betroffenen in grossem Umfang fehlt, wir eigentlich nur unscharf sagen können, ob wir auf Teilchen fussen oder Wellen, ob letztlich alles etwa energetisch aufzufassen wäre, wir gleichwohl bauen, blind vertrauen auf ein Universum dicht wie unser festgefügtes Denken, gerade deshalb sorg'ich mich ums Leben!
105} ¯ Ums Leben sorgt sich, wer nicht für das Leben sorgt. Verliebt ins Leben sein heisst nicht, es lieben. Begreife doch: der Stachel reizt zum Tod, um neues Leben zu beflügeln,(69) ein Kunstgriff der Natur, Uns abgelauscht.
106} _ Bemüh' mich ja, auf jede Art zu lernen, die Trampelpfade zu verlassen, aus dem Latein ins Griechische zu steigen.
107} ¯ Discere facit doctum vivere autem sapientem,(70) Mein Lebendiger.
108} _ Meinst, ich soll das Lernen lassen, Ewige, nur noch dem Leben huldigen?
109} ¯ Jetzt dreht er's so! Beides brauchst du, um voranzukommen. Musst eins dem anderen vermählen, wenn du das Neue fassen willst. Und sieh dich um: an vielen Stellen streben Menschen schon seit altersher, die beiden zu verbinden, und dienen Uns damit wie jedes.
110} _ Der Dienst, den Du erwartest, heisst wohl lebendige Wissenschaft.
111} ¯ Heisst, wie du ihn nennst. Das Namengeben ist euch überlassen.(71)
112} _ Und mit dem Namen die Verantwortung, ich weiss.
Von freiem Tun
113} ¯ Kannst ohne Pflicht zur Kür nicht kommen.
114} _ Ich kenn' sie nur zu gut, die sogenannte Freiheit (27) und ihr schillerndes Erscheinen! Von Alters her ringen wir darum, sie zu verstehen und auszuüben. Allein gelang's? Keins der letzten einundzwanzig Jahrhunderte, ohne dass man sich um ihretwillen nicht die Schädel eingeschlagen hätte!
115} ¯ Um der Freiheit willen doch wohl nicht.
116} _ Um das, wofür man sie verkaufte.
117} ¯ So wäre Freiheit denn zum Handelsgut verkommen, Mein Seltsamer. Welche Marketenderin hinter euren Heerzügen führte sie im Angebot? Der Markt, auf den ihr reinstenfalls sie tragen könntet, wäre Ich!
118} _ Du, Rätselhafte?
119} ¯ Meine Liebe hat Befreiung ja entworfen, Meine Hingabe hat sie ermöglicht. Einem war sie vollendet offenbar geworden, dem erlösten Verehrer Meines Waltens.(24) Ich war es, die euch gedeihen liess bis zum Erwachen, was ihr vergessen habt, sodass ihr Mich im Bild der Freiheit seht, die euch führt oder empfängt,(72) dass ihr zudem noch meint, sie besitzen zu können. Nur über Mich wäre demnach diese sonderbare Ware einzutauschen. War sie es je? Derweilen ruft nach Mir, wer um ihretwillen leidet, und Ich vernehme solchen Ruf.
120} _ Entbindest so der Hehren, wie du sie schirmst.
121} ¯ Und warte, dass sie von euch ergriffen werde! Zuwenig ist's, ihr Dasein zu behaupten, nach ihr zu schreien, sich gar in ihr zu sonnen. Trinkt erst von Meiner honigsüssen Milch, dass sie euch bitter werde!(73)
122} _ Muss nicht erst frei von Enge und Belastung sein, wer's dem Mund deines strengen Kindes nachmachen will? Noch verfüg'ich schwerlich über die nötige Kraft.
123} ¯ Frei wovon; worüber auch verfügen? Aufgerufen finde dich zu tun! Bist frei aufzustehn und meine Gaben zu entfalten. Aus deiner Finsternis tritt mutig in dein Licht!(74) Und wenn's gelingt im Licht zu schauen, dann leuchte du den Anderen, wie du gelernt.(75)
124} _ Fassen wir die Freiheit aneinander hier und heute zu erwachen, dass unser Antlitz widerspiegelt, was täglich wir empfangen?(76) Mit deiner Hilfe will ich es versuchen.
Von Hilfe und Stille
125} ¯ Meine Hilfe ist dir jederzeit und überall gewiss.
126} _ Auch wenn ich zweifle, wenn ich verzage? Oft fehlt's an Lebensmut, um tüchtig fort zu schreiten.
127} ¯ Solang du strebend dich bemühst,(77) mag Ich dir helfen, Mein Kleinmütiger.
128} _ Diese Bedingung kann niederdrücken, Hochmächtige, kann untragbar belasten!
129} ¯ Kennst sie doch aus eigenem Erleben! Wie sollte dir geholfen werden, wenn du dich nicht bewegen willst? Wenn du in der Grube verharrst anstatt zu schreiten, in Selbstmitleid anstatt mitzufühlen, in Schlagsätzen anstatt ein Gespräch zu führen? Stillstand hast du nicht von Mir erfahren.
130} _ Stillstand nicht, doch Stille.(36)
131} ¯ Meine Mutter, beständig entweht sie dem Urgrund und sie erfährst du in Mir! Denn aus ihr leuchte Ich in alle Welten. Ob du der Sterne Zünden und Vergehen studierst, der Seelen Kommen und Verschwinden, der Teilchen Tanzen und Verstrahlen, in Schweigen enden sie, wie sie aus Schweigen wurden.
132} _ Holst aus dem Schweigen dann den Dauerschwung, der gleich dem Brausewind in unsre aufgespannten Segel fährt?
133} ¯ Immer wieder neues Wellen, das Ich an alle weiterschwinge.
134} _ Neues Wellen: von Anfang an Dein liebevolles Tun!
135} ¯ Und bis zu jenem Augenblick will Ich's befördern, da reinste aller Harmonien im letzten Rhythmus auszuklingen Uns geruhen.
136} _ So ist's vorverkündet worden, uns gesungen und gesagt. In Schriften wurde uns davon so manche Ahnung überliefert, die heute einige als Wärmetod (78) begreifen.
137} ¯ Versprochen war es worden, Mein Liebling, versprochen!
138} _ Womit nur dank'ich Dir, o unnahbare Freundin, wodurch erweis'ich mich der Gnade Deiner Zuneigung würdig?
139} ¯ Indem du dich an Mich erinnerst Tag für Tag. Jedem Menschen steht dies an. Bin ja bei euch alle Tage ...(79)
140} _ Dich immer wieder neu erkennen und begrüssen, wär's uns vergönnt wie atmen reiner, feuchter Luft!
https://wfgw.diemorgengab.at/eameara02.htm